Digitales Datenmanagement führt im Verbund mit elektronischer Gesundheitskarte und Patientenakte zum gläsernen Patienten. Warum CompuGroup Medical der heimliche Profiteur ist.
Die digitale Medizin kommt! Demnächst halten neue Informations- und Kommunikationstechnologien in den Bereichen Prävention, Diagnose, Behandlung und Verwaltung des Gesundheitswesens Einzug. Dieser milliardenschwere Wachstumsmarkt (auch E-Health genannt) führt zwangsläufig zu einer Sonderkonjunktur. Und hier ist CompuGroup Medical besonders gut positioniert. Das Unternehmen bietet Online-Informationsdienste und internetbasierte Abrechnungs- und Bürodienste an. Zu den Kunden gehören Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser und Labore.
Eine Studie des Fraunhofer Institutes zeigt, welche Umwälzungen die neuen Entwicklungen im E-Health-Bereich nach sich ziehen. Demnach bieten Ferndiagnosen, -behandlungen und -überwachungen, Home- und Telemonitoring sowie elektronische Gesundheitskarte und Patientenakte ein Wachstumspotenzial von 2,5 Milliarden Euro. Darüber hinaus ergäben sich Einsparpotenziale bei den Sozialkassen im Volumen von zehn Milliarden Euro pro Jahr.
Kein Wunder also, dass Gesundheitsminister Gröhe fest dazu entschlossen ist, noch in diesem Jahr ein E-Health-Gesetz vorzulegen. Die Ärzte sollen auf digital umschalten. Ab Ende 2015 wird es möglich sein, Adresse und Versichertenstatus auf der Gesundheitskarte (eGK) online überprüfen zu können. Ab 2016 schließlich soll die elektronische Unterschrift eingeführt werden.
Der E-Health-Spezialist CompuGroup ist bestens gerüstet, von diesem Wachstumsmarkt zu profitieren. So erwirtschaftet allein die deutsche Gesundheitsbranche einen Umsatz von 268 Milliarden Euro. CompuGroup gelang Ende 2013 ein enorm wichtiger Coup, als man zusammen mit T-Systems den Auftrag für den Test der eGK mit Chip und Foto erhielt. Obwohl das Projekt europaweit ausgeschrieben war, erhielt CompuGroup den Zuschlag. Der Auftragswert beläuft sich auf 22 Millionen Euro.
Die Telematik-Infrastruktur für den bundesweiten Anschluss aller Praxen und Krankenhäuser soll bis 2016 abgeschlossen sein. Demnächst können Notfalldaten sowie Informationen über Allergien und Herzschrittmacher auf der eGK gespeichert werden, was hohe Wachstumspotenziale verspricht.
CompuGroup Medical profitiert davon, dass die Ärzte und Kliniken in der EU und in den USA ab Anfang 2014 mit zusätzlichen Regulierungen konfrontiert werden. Diese stellen hohe Anforderungen an die Dokumentation der Honorarabrechnungen. Die bekannte Papierdatei des Arztes wird allmählich verschwinden und durch die elektronische Patientenakte (ePA) ersetzt. Die ePA ist eine Datenbank, in der die Anamnese samt Behandlungsdaten, Medikamenten und Allergien der gesetzlich Krankenversicherten gespeichert wird. Das Potenzial ist beträchtlich, da in Europa derzeit immer noch weniger als zehn Prozent der Ärzte papierlos arbeiten. Der zu erwartende rasante Anstieg des Anteils der Ärzte mit elektronischen Erfassungssystemen birgt für CompuGroup enorme Chancen.
Aber CompuGroup ist nicht allein vom deutschen Markt abhängig. So wird seit Anfang 2014 in Polen eine ePA eingeführt. Während die Ärzte zentral verfügbare Daten erhalten, sollen alle polnischen Bürger ihre persönlichen medizinischen Daten elektronisch einsehen und selbst pflegen können. CompuGroup ist bei der Umsetzung dieses Großprojektes fest mit eingebunden. In Österreich ist CompuGroup bei der Implementierung der österreichischen Gesundheitskarte ELGA mit dabei.
Attraktiv ist auch der französische Markt. Hier bedient der E-Health-Spezialist mit seinen Softwarelösungen HelloDoc und AxiSante bereits 40.000 französische Ärzte, womit man die unangefochtene Nr. 1 im Markt für Arzt-Informationssysteme in Frankreich ist. In Italien konnte CompuGroup nach der Übernahme einer Tochterfirma der Alliance Healthcare Italia den Marktanteil für Apotheken-Informationssysteme auf über 50 Prozent ausbauen.
Der Vorstand von CompuGroup erwartet für das Geschäftsjahr 2014 einen Konzernumsatz von 519 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) soll bei 100 bis 110 Millionen Euro liegen. Für das Jahr 2015 werden bereits Erlöse in Höhe von 542 Millionen Euro anvisiert. DER AKTIONÄR geht davon aus, dass CompuGroup die Umsatzschätzung für 2015 übertreffen wird. Der Grund: Der E-Health-Spezialist dürfte seine aggressive Akquisitionspolitik auch im nächsten Jahr weiter fortsetzen, was automatisch zu signifikanten Erlösausweitungen führen dürfte. Zudem sollte man sich vor Augen führen, dass das Management bei den Prognosen eher tiefstapelt, um diese dann sicher übertreffen zu können.
Ein noch höherer Hebel liegt allerdings im Gewinnwachstum. So dürfte CompuGroup den Gewinn je Aktie von 0,43 Euro im Jahr 2013 auf 1,30 Euro im Jahr 2014 steigern. Für das Jahr 2015 ist gar mit einem Gewinn je Aktie von 1,58 Euro zu rechnen. Dies entspricht einem Gewinnwachstum in Höhe von 267 Prozent in einem Zeitraum von zwei Jahren. Der Grund für die hohe Gewinndynamik liegt in den beträchtlichen Skaleneffekten, welche das Geschäftsmodell des E-Health-Spezialisten aufweist.
Das 2015er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von CompuGroup liegt bei nur 12. Diese Bewertung ist angesichts der führenden technologischen Position und des bevorstehenden enorm hohen Gewinnwachstums viel zu niedrig.
CompuGroup ist der heimliche Nutznießer bei der Digitalisierung der Medizin. Angesichts der günstigen Bewertung gibt es für die Aktie nur eine „Diagnose“: Kaufen mit Kursziel 25 Euro. Der Stopp sollte bei 16,75 Euro platziert werden.