Die Delivery-Hero-Aktie holt am Freitag wieder neue Luft und springt kurzzeitig wieder über die psychologisch wichtige 100-Euro-Marke. Nach einer Kursdelle im Vorfeld der Bekanntgabe der ersten Schätzungen des Unternehmens zur Umsatz- und Wachstumsentwicklung für das zweite Quartal waren die Titel kurz in die Region von 90 Euro konsolidiert. Nun könnte ein kurzzeitiger Test des Allzeithochs bei 108,65 Euro winken.
Vor allem die Nachricht, dass Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg in einem Handelsblatt-Interview auf Nachfrage nicht den Zeitpunkt bezifferte, wann der Essenslieferdienst schwarze Zahlen schreiben werde, hatte Investoren gründlich verunsichert. Das hat den kleinen Sell-off beschleunigt. Die Anleger fassen nun wieder neuen Mut und kaufen offenbar die Aktien des Berliner Unternehmens zurück. Die Spekulation, dass die Berliner immer noch auf der Short-list für einen DAX-Aufstieg stehen spiele ebenfalls eine Rolle. Die permanente Unsicherheit über Ausmaß und Folgen einer zweiten Corona-Welle, wo Delivery Hero bislang als Profiteur gilt, können ebenfalls als geringfügig kursstützend angesehen werden.
Delivery Hero ist bereits mit etwa 4 Prozent im MDAX gewichtet und selbst bei der Promotion in den DAX ist der nachgelagerte Effekt minimal. Denn bei den wichtigen Fondsgesellschaften dürfte so ein Aufstieg nahezu ein Non-Event darstellen. Aktien von Delivery Hero werden längst in Nebenwerte-Fonds gehalten und müssen dann nur noch intern umgebucht werden, so Branchenkenner.
Kurssprung
Ein Teil der Fantasie zum Ende der Handelswoche rühre auch von den Kursbewegungen bei den anderen Lieferdiensten her, wie auf der einen Seite durch den Preisaufschlag bei JustEatTakeaway.com, die in Amsterdam notieren, als auch durch einen bei der Aktie der amerikanischen GrubHub. GrubHub hatte in dieser Woche Zahlen zum Q2 vermeldet, die einen Anstieg beim Umsatz von 41 Prozent und leichte Verbesserungen auf der Ertragsseite zeigten.
JustEatTakeaway.com und GrubHub hatten Anfang Juni eine Übernahme vereinbart, die noch nicht final genehmigt ist. Es ist vorgesehen, dass JustEatTakeaway.com die Amerikaner übernimmt und Grubhub-Aktionäre 30 Prozent des kombinierten Unternehmens erhalten sollen.
DER AKTIONÄR bleibt bei der Delivery-Hero-Aktie an der Seitenlinie. Kurstechnisch sind von hieraus noch einige Prozentpunkte nach oben möglich, die jedoch „schwer verdient“ sein wollen.