Belastet durch schwache US-Vorgaben dürfte auch der DAX mit einem Abschlag in den letzten Handelstag der Woche starten. Der Broker IG taxiert den Leitindex am Freitag rund zweieinhalb Stunden vor Handelsbeginn 0,8 Prozent tiefer auf 14.083 Punkte. Damit würde er wieder unter die 50-Tage-Linie zurückfallen.
Inflationsangst war auch das Hauptthema in New York. Die rekordhohe Teuerungsrate fernab der Komfortzone der Notenbanken hatte zuvor bereits die Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ankündigung der Zinswende im Juli bewogen. Der Löwenanteil der Kursverluste in den USA fiel aber erst nach dem europäischen Handelsende an. In den USA warten die Anleger mit Sorge auf die Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten für Mai am Nachmittag, bevor in der kommenden Woche die US-Notenbank Fed wieder frische Signale sendet.
Der Markt rechnet erneut mit massivem Preisauftrieb. Die Reaktion darauf lässt sich laut dem Experten Jeffrey Halley vom Broker Oanda allerdings nur schwer abschätzen. Bei der Zahl von 8,4 Prozent oder höher rechnet er mit einer Flucht aus Risiko über alle Anlageklassen hinweg – mit Ausnahme des US-Dollar. Liege die Teuerung "nur" bei höchstens 8,2 Prozent, könne indes eine Erleichterungsrally einsetzen, weil dann die Zinserwartungen an die Fed sinken, so Halley.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel am Donnerstag um 1,94 Prozent auf 32.272,79 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 2,38 Prozent auf 4-017,82 Punkte nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 büßte 2,74 Prozent auf 12.269,78 Zähler ein.
In Asien haben sich die Aktienmärkte zum Wochenausklang unterschiedlich entwickelt. Während es in Japan deutlich nach unten ging, zogen die Kurse in China leicht an. In Tokio büßte der japanische Leitindex Nikkei 225 kurz vor Handelsende rund eineinhalb Prozent ein. Auf Wochensicht würde der Index damit aber noch ein leichtes Plus ins Ziel retten. Auch in Hongkong gab es am Freitag Verluste, allerdings hielt sich das Minus beim Hang-Seng-Index in Grenzen. Er gab im späten Handel rund 0,2 Prozent nach. Im Wochenvergleich steht der Index damit rund dreieinhalb Prozent im Plus. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen des chinesischen Festlands steuert mit einem leichten Anstieg am Freitag auf ein Wochenplus von zweieinhalb Prozent zu.
Auf Unternehmensseite ist es zum Wochenschluss sehr ruhig. Im DAX dürften nach dem möglichen Verbrenner-Aus sowie den jüngsten Corona-Lockerungen in China erneut die Autowerte um Mercedes-Benz und Volkswagen im Fokus stehen. Und auch Bayer. Der Konzern hat in den USA einen weiteren Prozess um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat gewonnen.
Angesichts der Zinsperspektiven standen am Donnerstag die schwankungsreichen Titel der Internet-Konzerne aus dem DAX deutlich unter Druck: Zalando und HelloFresh büßten 8,5 beziehungsweise 7,7 Prozent ein, Delivery Hero schlossen 4,9 Prozent tiefer. Hier wird es spannend, ob sich die Werte stabilisieren können.
DER AKTIONÄR wird im Laufe des Tages über sämtliche wichtigen Entwicklungen und Neuigkeiten an den nationalen und internationalen Märkten berichten.