Eine nach wie vor hohe Inflation hat den deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte im Zaum gehalten. Nach drei Tagen mit Gewinnen in Folge schloss der Leitindex Dax am Mittwoch 0,24 Prozent niedriger bei 15 891,93 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Titel gab um 0,52 Prozent auf 27 520,30 Zähler nach.
Im frühen Handel hatte der Dax noch zugelegt und sich der runden Marke von 16 000 Zählern bis auf 40 Punkte angenähert. Doch als nach einer Handelsstunde die Verbraucherpreise aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen über die Nachrichtenticker liefen, traten die Kurse den Rückzug an. Deutschlandweit sind die Verbraucherpreise im August um 6,1 Prozent gestiegen - stärker als erwartet.
Nachdem am Vortag wieder vermehrt über eine Zinspause der US-Notenbank Fed spekuliert wurde, gab es am Mittwoch aus der Eurozone keine Signale für nachlassenden Zinsdruck. Vorläufige Daten zeigten, dass sich die Teuerung in Deutschland im August zwar erneut etwas abgeschwächt hat. Sie lag mit 6,1 Prozent aber leicht über den Erwartungen. Unter Ökonomen löste dies eine Debatte über den Druck aus, unter dem die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Geldpolitik steht.
"Im Hinblick auf die EZB werden die Zinserwartungen mit den deutschen Zahlen wohl weder deutlich angeheizt noch reduziert", sagte der Helaba-Experte Ralf Umlauf. Da die Inflation im Vergleich zum Vormonat stieg, ging der Rückgang im Jahresvergleich laut dem ING-Bank-Experten Carsten Brzeski vor allem auf hohe Vergleichszahlen zurück. Die Inflation sei einem statistischen Rauschen ausgesetzt, das es der EZB erschwere, diese auszuwerten.
Auf Unternehmensseite beschäftigten am Mittwoch nochmals einige Zahlenvorlagen die Anleger, darunter befanden sich mit Delivery Hero und Aroundtown zwei bekannte Werte aus der Dax-Indexfamilie.
Für den Kurs von Delivery Hero ging es deutlich um neun Prozent bergab auf das niedrigste Niveau seit Ende April. Der Essenslieferdienst halbierte im ersten Halbjahr zwar seinen Verlust, blieb aber hinter den Marktschätzungen zurück. Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Bank RBC verwies auf eine etwas unter den Erwartungen liegende Bruttomarge. Während das Unternehmen den Fokus auf die Kosten lege, schrieb die Expertin von einem "unsicheren Ausblick für das Wachstum".
Umgekehrt legten die Aroundtown-Aktien um neun Prozent zu. Hier zeigten sich die Anleger nicht überrascht von einem Milliardenverlust, der mit einer Abwertung des Portfolios in Zusammenhang stand. Anleger begrüßten es, dass der Immobilienkonzern etwas optimistischer für das diesjährige operative Ergebnis (FFO I) wurde. Die Erholung der Aktien vom Rekordtief im Juli, die zuletzt auf wackeligen Füßen stand, erhielt einen neuen, kräftigen Schub.
Negativ fielen die Aktien von Energiekonzernen und ihrer Ausrüster auf. Die Aktien von RWE, Siemens Energy oder Nordex verbuchten Abschläge zwischen 1,8 und 3,8 Prozent wegen schlechter Branchennachrichten. Der Windenergiekonzern Orsted erschreckte seine Anleger mit der Aussicht auf mögliche milliardenschwere Wertberichtigungen auf das US-Portfolio.
(Mit Material von dpa-AFX)