Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seinen anfänglich großen Vorsprung komplett verspielt und ist ins Minus gerutscht. Händler begründeten die Talfahrt im späten Handel mit deutlichen Verlusten an der Wall Street. Anfangs bekam die hiesige Börse Rückenwind von der anhaltenden Rallye der US-Technologiewerte und positiven Unternehmensnachrichten. So stiegen die Aktien des DAX-Schwergewichts SAP auf ein Rekordhoch, nachdem der Softwarekonzern unerwartet starke Quartalszahlen vorgelegt hatte.
Der DAX fiel – wie bereits am Mittwoch – dann jedoch unter die als Unterstützungszone geltende Marke von 12.500 Punkten zurück und büßte letztlich 0,04 Prozent auf 12.489,46 Punkte ein. Am frühen Nachmittag hatte der deutsche Leitindex noch über 12.700 Zählern und damit mehr als 1,7 Prozent im Plus notiert. Der MDAX der mittelgroßen Börsenwerte schloss 0,76 Prozent niedriger bei 26.555,63 Punkten.
Europas größter Softwarehersteller SAP legte in der Corona-Krise ein unerwartet starkes zweites Quartal hin. Nachdem der Konzern die Pandemie im ersten Quartal vor allem in Asien so stark zu spüren bekommen hatte, dass Vorstandschef Christian Klein und Finanzchef Luka Mucic die Prognosen hatten stutzen müssen, fuhr SAP nun überraschend viel Umsatz und Gewinn ein. Die SAP-Aktien gewannen als DAX-Spitzenreiter rund 4,6 Prozent auf 134,68 Euro. Am Vormittag hatten sie mit 139,72 Euro einen historischen Höchststand erklommen.
Zu den Top-Werten im DAX gehörten auch die Anteilsscheine von Covestro, die ein Plus von rund 1,5 Prozent verbuchten. Der Kunststoffkonzern sieht nach monatelangen Belastungen durch die Corona-Krise erste Anzeichen einer Belebung. Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan wertete die am Mittag präsentierten Eckdaten für das zweite Quartal positiv. Vor allem für das Polycarbonat-Geschäft sei es wohl besser gelaufen als befürchtet.
Neben SAP erreichten im Handelsverlauf auch die Papiere des Verpackungsherstellers Gerresheimer, des Online-Marktplatzbetreibers Scout24, des Softwareanbieters Teamviewer und des Online-Modehändlers Zalando weitere Rekordhöhen. Alle genannten Unternehmen profitierten in der einen oder anderen Weise von der Corona-Pandemie.
(Mit Material von dpa-AFX)