Vorstand Ola Källenius schlägt Alarm: In den kommenden Monaten will der Daimler-Chef ein Sparpaket auf die Bahn bringen. Hinzu kommt: Am Dienstag wurde gegen Daimler eine Strafzahlung in Höhe von 870 Millionen Euro verhängt. Wie reagieren die Anleger auf die News des Autobauers?
Am Dienstag wurde Daimler von der Staatsanwaltschaft Stuttgart zu einer Strafzahlung in Höhe von 870 Millionen Euro verdonnert.
Der Konzern verzichtet auf Rechtsmittel und schließt damit ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen fahrlässiger Aufsichtspflichtverletzung bei der Fahrzeugzertifizierung ab. Die Geldbuße führt laut Daimler nicht zu einer relevanten zusätzlichen Ergebnisbelastung.
„Man hat bei Daimler mit einer Strafe in der Größenordnung gerechnet. Mit Audi hatte die Münchner Staatsanwaltschaft die „Musterrechnung“ vorgelegt. Alles andere wäre nach meiner Einschätzung ein Problem für die Strafverfolgungsbehörden gewesen“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut auf Anfrage von DER AKTIONÄR.
Bereits am Montag hatte Daimler-Vorstand Ola Källenius in einem Brief an die Führungskräfte des Konzerns zu schnellen Einsparungen in Milliardenhöhe aufgerufen. Im November will der Vorstand dann ein detailliertes Sparpaket und seine Strategie für die kommenden Jahre vorstellen. „Wir müssen mindestens die Sondereinflüsse im zweiten Quartal in Höhe von 4,2 Milliarden Euro kurzfristig kompensieren", zitieren die "Stuttgarter Nachrichten" (Montag) aus einem Brief an die Führungskräfte des Konzerns, welcher der Zeitung vorliegt.
Unzufrieden zeigt sich der Vorstand offenbar vor allem mit der Entwicklung der Liquidität. "Der Mittelabfluss, den wir zuletzt verzeichnet haben, ist nicht akzeptabel", zitieren die Stuttgarter Nachrichten. Hintergrund: Daimler hatte im ersten Halbjahr einen Abfluss von Finanzmitteln in Höhe von 3,3 Milliarden Euro verzeichnet.
"Daimler drückt natürlich jetzt der Cash-Flow. Hohe Verluste der Van-Sparte im ersten Halbjahr, Takata-Airbag-Probleme mit hohen Kosten sowie Rückstellungen für den Diesel haben den Free-Cash-Flow um 3,3 Milliarden Euro absacken lassen."
„Daimler drückt natürlich jetzt der Cash-Flow. Hohe Verluste der Van-Sparte im ersten Halbjahr, Takata-Airbag-Probleme mit hohen Kosten sowie Rückstellungen für den Diesel haben den Free-Cash-Flow um 3,3 Milliarden Euro absacken lassen. Das ist keine Kleinigkeit. Also muss man jetzt schnell das Working Capital überprüfen, Fabrikauslastungen anschauen, Vertriebs- und Marketingausgaben „optimieren“ und schauen, welche Entwicklungs-Investments man in die Zukunft schieben kann. Da spielt das autonome Fahren sicher eine wichtige Rolle“, sagt Dudenhöffer.
Fakt ist: Die Automobilbrache wird in den nächsten Monaten und vielleicht auch in den nächsten Jahren ein schwieriges Umfeld vorfinden. Der Swing weg von der Cash Cow der letzten Jahre, dem Verbrennungsmotor, hin zu neuen Antriebsformen wie Elektromobilität und Wasserstoff wird Milliarden an Investitionen verschlingen und die Gewinne aufzehren. Ganz zu schweigen davon, dass sich die Autobauer neu erfinden müssen, bis hin zu neuen Mobilitätskonzepten, was neue Wettbewerber hervorbringt.
Die Daimler-Aktie braucht dringend neue Impulse. Nach dem Anstieg von 40,30 Euro auf knapp 48,40 Euro im Hoch, hat die laufende Konsolidierung das Papier bis auf 46,00 Euro gedrückt. Die nächsten Widerstände nach unten liegen im Bereich von 44,20 Euro und 40,30 Euro.
Wichtige wäre das Überwinden der 200-Tage-Linie bei 49,34 Euro. Damit würde die Daimler-Aktie ein Kaufsignal signalisieren. Voraussetzung dafür wäre ein freundlicher Gesamtmarkt und ein positiver Newsflow von Daimler!
(Mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Daimler.