Die Autowelt ändert sich radikal. In einigen Jahren wird ein völlig neues Bild gezeichnet. Es wird die größte Veränderung seit der Serieneinführung von Autos. Weg von der Produktion von Verbrennungsmotoren, hin zu neuen Antriebsformen wie Elektromobilität oder Wasserstoffantrieb. Kooperationen und Fusionen kommen immer stärker auf die Agenda. Wer hat unter den deutschen Autobauer derzeit die Nase vorne?
Schwache Konjunkturdaten aus China und die Zuspitzung der Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie Mexiko sorgen am Freitag erneut für Abgaben bei Daimler, BMW VW und Co..
Chinas Konjunktur schwächelt
Besonders belastet die konjunkturelle Schwäche Chinas. Der chinesische Automobilabsatz schrumpft seit Monaten. Keine guten Voraussetzungen für die deutschen Autobauer. Ist China doch der wichtigste Absatzmarkt der Welt mit pro Jahr rund 23 Millionen neue verkauften Autos.
Auch wenn die Aktien durch die Themen Handelskonflikt und Konjunkturschwäche in China belastet werden, gilt es den Blick nach vorne zu richten: Volkswagen treibt den Umbau Richtung Elektromobilität voran. Insgesamt 44 Milliarden Euro wird der VW-Konzern in den kommenden fünf Jahren in E-Mobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung stecken. In Zwickau zum Beispiel sollen ab Mitte 2020 nur noch ausschließlich Elektroautos gebaut werden. Los geht`s mit dem ID.3, der Ende 2019 vom Band rollen wird.
VW erfindet sich neu
Konzernchef Herbert Diess fädelte in den letzten Monaten viele neue, spannende Kooperationen ein. Sei es mit Amazon (um die Produktion in Zukunft effizienter zu machen) oder mit Baidu, um gemeinsam am Thema autonomes Fahren zu arbeiten. Mit Nothvolt wird VW eine eigene Batterieproduktion hochziehen. Das war in der Vergangenheit sicherlich einer der wichtigsten und richtungsweisendsten Deals, die VW unter Dach und Fach gebracht hast.
BMW und Daimler dagegen werden auch in Zukunft stark von den wenigen asiatischen Zellproduzenten CTL, Samsung SDI und LG Chem sein.
Volkswagen hat den richtigen Weg eingeschlagen. Die Börse wird das honorieren. Derzeit steht das Papier aber in erster Linie aufgrund des Handelskonflikts zwischen China und den USA unter Druck.
Die Aktie von VW ist zuletzt aufgrund des Handelskriegs zwischen den USA und China unter Druck geraten. Die wichtige 200-Tage-Linie hat nicht gehalten. Die nächste starke Unterstützungszone liegt zwischen 138,10 Euro und 139,50 Euro. Anleger können versuchen mit einem Abstauberlimit bei 138,50 Euro ein paar Stücke einzusammeln. Ein positives Signal hingegen würde die Rückeroberung der 200-Tage-Linie bei 146,50 Euro liefern.
Daimler mit neuem Chef: Källenius ist am Zug
Was Daimler betrifft, so ging vor Kurzem eine Ära zu Ende. Nach 13 Jahren und knapp fünf Monaten an der Spitze des Autobauers übergab Dieter Zetsche nach der Hauptversammlung am 22. Mai das Amt des Vorstandsvorsitzenden den Ola Källenius.
Passé sind aber auch vorerst neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn. Bei Daimler zeigte der Handelsstreit zwischen China und den USA Wirkung, dazu kamen Kosten etwa für Dieselrückrufe und Probleme bei der Umstellung auf den neuen Abgastest WLTP.
Källenius hat zuletzt Daimlers Nachhaltigkeitsstrategie präsentierte – die Abkehr vom reinen Verbrenner-Antrieb hin zu Elektroautos, Wasserstoff und selbst fahrenden Autos bis 2039.
Neue Impulse gefragt
Källenius wird neue eigene Akzente setzen müssen und wollen! Källenius hat bereits die letzten Kooperationen eingefädelt. Etwa mit dem chinesischen Großinvestor Geely beim Kleinwagen Smart oder mit dem Konkurrenten BMW bei der Entwicklung des autonomen Fahrens.
Nächstes Etappenziel für Daimler: Im Jahr 2030 soll jedes zweite Auto elektrisch angetrieben werden. Sei es via Elektro- oder via Hybridantrieb.
Was macht die Daimler-Aktie daraus? Am Aktienmarkt überwiegt die Vorsicht. Das Chartbild hat sich im Vergleich zum Wochenbeginn deutlich eingetrübt. Die politischen Risiken haben einmal mehr die Oberhand gewonnen. Im Bereich zwischen 47 Euro und 48 Euro verläuft für die Daimler-Aktie eine horizontale Unterstützung, an der die Aktie derzeit an einer Trendwende arbeitet. Ob diese gelingt und wie nachhaltig sie ausfällt, hängt weiter vom Newsflow rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China ab. Die nächste starke Unterstützung liegt erst im Bereich von 45,00 Euro.
Und BMW?
BMW durchlebt sicherlich eine der schwierigsten Phasen der letzten Jahre. Kartellstrafe, Gewinneinbruch und Dividendenkürzung. Kein Wunder, dass es auf der letzten Hauptversammlung Kritik für die BMW-Führung hagelte. BMW-Chef Harald Krüger bekam von den Aktionären ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.
BMW hat seinen Vorsprung verspielt
Krüger hat den BMW-Apparat eher verwaltetet, statt neue Innovationen zu schaffen. Den von seinem Vorgänger Norbert Reithofer vorangetriebenen Wandel zur Elektromobilität mit der Produktion des i3 und des i8 hat Krüger nicht entsprechend weitergeführt. Jetzt gilt es, das verloren gegangen Terrain so schnell wie möglich wieder gut zu machen. Ein Kraftakt, der mit sehr hohen Kosten verbunden sein wird. Es gilt, in den Krisenmodus zu schalten, um BMW wieder hipp und salonfähig zu machen!
Und während VW einen guten Deal nach dem anderen verkündet, scheint BMW noch immer auf der Suche nach den richtigen Partnern zu sein. VW etwa wird mit Northvolt eine eigene Batterieproduktion hochziehen. BMW dagegen bleibt vorerst stark von den mächtigen asiatischen Zelllieferanten CATL, Samsung SDI und LG Chem abhängig. Keine guten Voraussetzungen!
Trading-Buy?
Die Aktie ist ein Spiegelbild der schlechten fundamentalen Entwicklung. Das Papier ist aufgrund der Ankündigung neuer Zölle durch die USA unter die wichtige Marke bei 63,40 Euro gefallen. Die nächste starke Unterstützung wartet erst im Bereich von 60,50 Euro. So niedrig notierte das Papier zuletzt im Jahr 2012. Entwarnung kann man bei BMW noch nicht geben. Vor allem, weil der Handelskonflikt zwischen den USA und China derzeit die Märkte im Griff hat. Zudem fehlen neue Impulse durch die Konzernführung.