Die Quartalszahlen für das letzte Jahresviertel kommen eigentlich erst Anfang 2023. Doch bei der kriselnden Credit Suisse aus der Schweiz ist schon jetzt absehbar, dass das vierte Quartal noch keine Wende gebracht hat. Daher schockt die Bank heute erneut mit einer Gewinnwarnung. Die Aktie nähert sich dem Rekordtief.
Die Credit Suisse erwartet im vierten Quartal einen weiteren Milliardenverlust. Die angeschlagene Großbank leidet unter schwierigen Marktbedingungen und muss starke Geldabflüsse, vor allem im Vermögensverwaltungsgeschäft, hinnehmen. Für das Schlussquartal erwartet die Credit Suisse, die mitten in einem radikalen Umbau steckt, einen weiteren Vorsteuerverlust von bis zu 1,5 Milliarden Franken (rund 1,5 Milliarden Euro), wie sie am Mittwoch vor der außerordentlichen Generalversammlung mitteilte.
Verlust in dieser Höhe nicht erwartet
Der Verlust fällt damit deutlich höher aus, als Experten bisher erwartet hatten. Die Aktie gab in den ersten Handelsminuten knapp drei Prozent nach und nähert sich damit dem Rekordtief von 3,518 Franken von Anfang Oktober.
Alle Sparten negativ betroffen
Betroffen von den schwierigen Marktbedingungen sei vor allem die Investmentbank, aber auch die Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft bekämen die schwachen Kundenaktivitäten zu spüren. Einschließlich des geschätzten Q4-Verlusts könnte damit für 2022 ein Verlust vor Steuern in Höhe von rund 3,4 Milliarden Franken resultieren. Die Credit Suisse hatte bereits das Gesamtjahr 2021 mit einem Vorsteuerverlust von 522 Millionen abgeschlossen.
Erneut hohe Kapitalabflüsse
Die Bank bestätigt zudem die bereits für die ersten Wochen des Oktober 2022 vermeldeten hohen Kapitalabflüsse. Gruppenweit hätten sich diese Abflüsse nun bis zum 11. November auf rund 6 Prozent der verwalteten Vermögen belaufen. In der Vermögensverwaltung hätten die Abflüsse vom Oktober zwar reduziert werden können, sie hätten aber noch nicht gedreht. Derzeit lägen die verwalteten Vermögen rund 10 Prozent unter dem Niveau vom Ende des dritten Quartals. In der Schweizer Bank habe sich die Situation derweil stabilisiert, die Kundenvermögen lägen noch 1 Prozent tiefer.
Wegen der deutlich reduzierten Kundenvermögen dürfte auch das Vermögensverwaltungsgeschäft rote Zahlen schreiben. Auf den Resultaten lastet auch der Ende Oktober angekündigte strategische Umbau der Gruppe. So resultiert aus dem Verkauf des Allfunds-Anteils ein Verlust von 75 Millionen Franken. Insgesamt dürften die Restrukturierungskosten im laufenden Quartal rund 250 Millionen Franken betragen. Die Finanzgruppe bekräftigt aber ihre Ziele für die Kapitalquote. So wolle sie weiterhin bis 2025 eine Kernkapitalquote von über 13,5 Prozent erreichen, wobei sie diese von 2023 bis 2025 mindestens bei 13 Prozent halten wolle.
Unternehmens-Sanierungen sind nie einfach, aber im aktuellen Umfeld wird es mehr als eine Herausforderung die Credit Suisse wieder auf Kurs zu kriegen. Anleger sollten von der Aktie die Finger lassen. Wer in den Sektor investieren will, wird in Deutschland bei Deutscher Bank und Commerzbank fündig.
Mit Material von dpa-AFX.