Morgen wird Covestro die Zahlen für das dritte Quartal vorlegen - und womöglich auch erstmals seit Beginn der Verhandlungen mit Adnoc eine Meldung dazu veröffentlichen. Analysten rechnen im Durchschnitt laut vom DAX-Konzern zur Verfügung gestellter Daten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Erlösrückgang um fast ein Fünftel auf 3,7 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis (Ebitda) dürfte diesen Angaben zufolge im Jahresvergleich um knapp sieben Prozent auf 282 Millionen Euro gesunken sein. Für 2023 haben die Experten im Mittel einen operativen Gewinn von 1,15 Milliarden Euro auf dem Zettel, nachdem der sich 2022 auf 1,6 Milliarden Euro halbiert hatte. Der freie operative Finanzmittelzufluss dürfte sich nach Einschätzung der Experten hingegen auf 151 Millionen Euro verbessern nach 138 Millionen im Vorjahr.
Analyst Markus Mayer von der Baader Bank verweist in einer Studie vom September auf Äußerungen des Technologievorstandes Thorsten Dreier auf einer Investorenveranstaltung. Demnach sehe Covestro einen Silberstreif am Horizont, da in drei von vier wichtigen Endmärkten der Lagerbestandsabbau ein Ende gefunden habe und daher eine langsame Verbesserung auf niedrigem Niveau einsetze. Allerdings verlaufe die Erholung insgesamt langsamer als gedacht, da der wichtige Markt der Bauwirtschaft weiter nachgebe. Daher könnte der Jahresgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen eher am unteren Ende der Zielspanne liegen.
Zwar dürfte sich der Absatz im dritten Jahresviertel im Quartalsvergleich ein klein wenig erholt haben, die Gewinnmargen dürften aber unter Druck gestanden haben, schrieb Thomas Schulte-Vorwick, Analyst beim Bankhaus Metzler Ende September in einer Studie. Auch im Schlussquartal dürfte es keine stärkere Geschäftsbelebung geben. Viele Kunden dürften sich mit Blick auf eine Wiederauffüllung ihrer Lagerbestände angesichts einer schwachen Endnachfrage zurückhalten.
Mit Blick auf die ergebnisoffenen Gespräche mit Adnoc glaubt Analyst Peter Spengler von der DZ Bank, dass die Araber ein finanziell und operativ attraktives Paket schnüren müssen, um Covestro mit Zustimmung des Vorstands übernehmen zu können. Diese Wahrscheinlichkeit sei sehr hoch, da Adnoc über ausreichende finanzielle Mittel verfüge und beide Unternehmen strategisch gut zueinander passten. Ein auch mögliches Scheitern der Gespräche würde den Aktienkurs indes belasten.
Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird Covestro morgen alles andere als berauschende Ergebnisse vorlegen. Zu stark sind aktuell einfach die Belastungsfaktoren. Doch die laufenden Übernahmeverhandlungen stützen den Aktienkurs weiter. DER AKTIONÄR sieht hier weiterhin ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, welches Mutige zum Kauf nutzen können (Stopp: 40,00 Euro).
Mit Material von dpa-AFX