Beim Kunststoffkonzern Covestro brummen die Geschäfte wieder. Die Nachfrage ist hoch, Produktionsengpässe der Konkurrenz helfen zusätzlich. Allerdings sind sich Analysten uneins, wie lange der gute Lauf dauern wird. Was bei dem Unternehmen rund um die Zahlen an diesem Mittwoch (28. April) los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.
Mitte April machte Covestro-Chef Markus Steilemann den Aktionären ein verspätetes Ostergeschenk: Nach einem überraschend guten Start ins Jahr hob er das Gewinnziel für 2021 an. Einige Experten hatten durchaus höhere Prognosen auf dem Schirm, allerdings erst später damit gerechnet, da es so früh im Jahr naturgemäß noch viele Unwägbarkeiten gibt.
Deutlich höhere Gewinne erwartet
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im laufenden Jahr nun 2,2 bis 2,7 Milliarden Euro erreichen, nachdem zuvor bestenfalls 2,2 Milliarden in Aussicht gestellt worden waren. Im ersten Quartal wurden davon laut vorläufigen Berechnungen bereits 743 Millionen Euro eingespielt. Im zweiten Jahresviertel sollen es 730 bis 870 Millionen Euro werden. Der auch für die Dividende wichtige freie operative Mittelzufluss wird vom Konzern nun zwischen 1,3 und 1,8 Milliarden Euro erwartet nach davor angepeilten bis zu 1,4 Milliarden Euro.
Rückenwind liefert 2021 auch die Übernahme des Geschäfts mit Beschichtungsharzen des Konkurrenten DSM. Der Anfang April abgeschlossene Zukauf soll die kleinste Covestro-Sparte CAS rund um Vorprodukte für Lacke, Klebstoffrohstoffe und Spezialanwendungen stärken. Dank des Zukaufs rechnet das Management für den Konzern mit einem Mengenwachstum im Kerngeschäft von 10 bis 15 Prozent im laufenden Jahr, ohne den Kauf wären es sechs Prozentpunkte weniger.
Autobranche sorgt für Rückenwind
Rund läuft es aktuell auch in den beiden größeren Sparten rund Vorprodukten für Hart- und Weichschäume (PUR, Polyurethane) sowie harte Kunststoffe (Polycarbonate). Die hatten 2018 und 2019 unter einem größeren Wettbewerb gelitten, 2020 setzte ihnen dann zumindest anfangs die Corona-Krise schwer zu. Die Nachfrage der Autobranche, aber auch der Möbel- und Holzverarbeitungsindustrie nach den Covestro-Produkten, die in Autositzen und Stühlen Verwendung finden, brach zusammen.
Immerhin: Ab Mai 2020 ging es bei den Leverkusenern bergauf, erst langsam, dann schwungvoll. Und dieser Trend dauert aktuell an. Möbel, Haushalts- und Unterhaltungselektronik sind weiter stark gefragt. Das Homeoffice boomt, und viele Menschen hübschen ihre Wohnungen fleißig auf, da sie wegen der Lockdowns viel Zeit zu Hause verbringen. Das hilft auch Covestro, dessen Kunststoffe etwa in Smartphone- und Notebookhüllen stecken, aber auch für die Dämmung von Kühlschränken sorgen.
Hinzu kommt die starke Erholung der Autobranche. Das Geschäft mit den Autoproduzenten und -zulieferern macht bei Covestro rund ein Fünftel des Umsatzes aus. Und schließlich profitiert der Konzern auch von Produktionsausfällen der Konkurrenz, was zu Knappheiten gerade bei Polyurethanen führt und damit die Preise antreibt.
Bei Covestro läuft es gut - und vermutlich wird sich daran auch in den kommenden Monaten wenig ändern. Anleger können beim moderat bewerteten Blue Chip nach wie vor zugreifen. Der Stoppkurs sollte bei 47,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX