Gestern hat Covestro starke Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Und blickt man auf die kommenden Monate, so stehen die Chancen gut, dass sich die Aktionäre des Chemieriesen auch auf die nächsten Quartalsergebnisse freuen können. So bekräftigte Konzernchef Markus Steilemann den bereits Mitte April angehobenen Gewinnausblick für 2021 und öffnete gleichzeitig die Tür für mögliche weitere Prognoseanhebungen
Denn sollte das aktuell starke Umfeld länger andauern als gedacht, könnte beim Jahresziel Spielraum nach oben entstehen. Die Anleger am Aktienmarkt hielten sich zur Wochenmitte indes weiter zurück.
Lager werden weiter aufgefüllt
Zuletzt füllten viele Unternehmen ihre während der Corona-Krise aus finanziellen Gründen reduzierten Lagerbestände auf, was für mehr Nachfrage sorgte. Hinzu kamen Produktionsengpässe der Konkurrenz. Die Dauer beider Effekte ist aber ungewiss. All das sorgte zusammen mit dem Rückenwind durch die Konjunkturbelebung für gute Geschäfte rund um harte Kunststoffe (Polycarbonate) sowie Weich- und Hartschäume (Polyurethane) für die Auto- und Bauindustrie sowie mit Herstellern von Elektronik- und Haushaltsgeräten.
Die Verkaufspreise zogen deutlich an, und damit auch die Gewinnmargen. Dem gegenüber stehen Rohstoffengpässe sowie die Ungewissheit über den Fortgang der Corona-Pandemie in aktuell schwer getroffenen Ländern wie Indien und Teilen Südamerikas.
Goldman rechnet mit höherer Dividende
Vor diesem Hintergrund geht Covestro-Chef Steilemann davon aus, dass sich das aktuell hohe Niveau der Gewinnmargen ab dem zweiten Halbjahr zügig normalisieren wird. Von jedem Euro Umsatz könnte dann also weniger als Gewinn hängen bleiben. Der Manager betonte im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aber auch, "dass jeder Monat, den die Normalisierung später einsetzt, nochmal positives Momentum für den Jahresausblick erzeugen sollte."
Für Analystin Georgina Iwamoto von der Investmentbank Goldman Sachs signalisierten die aktuellen Quartalszahlen bereits höheres Gewinnpotenzial im Vergleich zu dem von Covestro 2021 angepeilten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2,2 bis 2,7 Milliarden Euro. So würde sich denn auch unter den Marktbedingungen aus dem März - also "Mark to Market" - laut dem Konzern für 2021 ein operatives Ergebnis von 3,1 Milliarden Euro ergeben.
Sollte Covestro später im Jahr nochmals optimistischer für den Gewinn werden, dürfte auch die Prognose für den für die Dividende wichtigen freien operativen Mittelzufluss weiter steigen. Den sieht der Konzern aktuell zwischen 1,3 und 1,8 Milliarden Euro. Im ersten Quartal erzielte Covestro hier 318 Millionen Euro.
Operativer Gewinn wurde verdreifacht
Das Ebitda verdreifachte sich im Auftaktquartal im Jahresvergleich annähernd auf 743 Millionen Euro, der Umsatz wuchs um knapp 19 Prozent auf rund 3,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdienten die Leverkusener 393 Millionen Euro nach nur 20 Millionen Euro vor einem Jahr.
Im zweiten Jahresviertel sollen es nun ein Ebitda von 730 bis 870 Millionen Euro werden. Rückenwind soll dabei auch fortan die Anfang April abgeschlossene Übernahme des Geschäfts mit nachhaltigen Beschichtungsharzen des Konkurrenten DSM liefern. Der Zukauf soll die kleinste Covestro-Sparte CAS rund um Vorprodukte für Lacke, Klebstoffrohstoffe und Spezialanwendungen stärken.
Dank der Übernahme rechnet das Management für den Konzern - unverändert - mit einem Mengenwachstum im Kerngeschäft um 10 bis 15 Prozent 2021, ohne den Kauf wären es sechs Prozentpunkte weniger. Selbst damit würde Covestro aber zu Wachstum zurückkehren nach einem Minus von 5,6 Prozent im Jahr 2020.
Es läuft derzeit absolut rund für Covestro. Und auch die mittel- bis langfristigen Perspektiven für den DAX-Konzern sind gut. Schließlich dürfte das Unternehmen in den kommenden Jahren als wichtiger Zulieferer für die E-Autobranche oder auch etwa für die Windanlagenhersteller vom Wandel zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft profitieren. Zudem ist Covestro in einigen attraktiven Geschäftsbereichen ganz vorne dabei, wie bereits Finanzchef Thomas Toepfer gegenüber dem AKTIONÄR erklärt hatte. Die Aktie des Chemieriesen bleibt daher nach wie vor ein klarer Kauf (Stoppkurs: 47,00 Euro).
Mit Material von dpa-AFX