Gestern fand eine Mammutsitzung des Aufsichtsrates der Commerzbank statt. Obwohl fast den ganzen Tag beraten wurde, gibt es wenig Ergebnisse. Klar ist nur, dass CEO Martin Zielke geht. Wer ihm nachfolgen soll oder zukünftig den Aufsichtsrat führt, ist weiterhin unklar. Der von ihm erarbeitete Sanierungsplan hat es allerdings in sich.
Demnach hat sich der Aufsichtsrat mit Zielke darauf geeinigt, dass sein bis November 2023 laufender Vertrag vorzeitig aufgelöst wird. Bis spätestens Jahresende soll er nun im Amt bleiben beziehungsweise solange, bis ein Nachfolger gefunden ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende Schmittmann geht wie bereits bekannt zum 3. August. Dann trifft sich das Kontrollgremium das nächste Mal planmäßig.
Über einen neuen Commerzbank-CEO soll erst entschieden werden, wenn es einen neuen Aufsichtsrats-Chef gibt, so Insider gegenüber dem Handelsblatt. Am 3. August könnte eine Entscheidung fallen, andernfalls würde der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Uwe Tschäge übernehmen. Diese Vorgehensweise hatte auch der zweitgrößte Aktionär, die Cerberus Group aus den USA, vorgeschlagen. „Zuerst muss ein neuer Aufsichtsratsvorsitzender gefunden werden, gefolgt von einem formellen, vom Aufsichtsrat geführten Prozess, um einen Nachfolger für den Vorstandsvorsitzenden zu bestimmen“. Es müsse „ein geordnetes Nachfolgeverfahren zur Besetzung vakanter Positionen“ geben.
Wie Bloomberg außerdem berichtet, sah Zielkes neuer Sanierungsplan tatsächlich Entlassungen von rund 10.000 Commerzbankern vor. Von den bisher 1.000 Filialen sollten nur 200 verbleiben sowie 200 bis 300 Selbstbedienungs-Standorte. Was davon umgesetzt wird, muss aber der neue CEO entscheiden.
Das Führungsvakuum bei der Commerzbank bleibt also noch etwas bestehen, eine Einigung gestern war auch unwahrscheinlich.
Stimmen die Zahlen zu Zielkes ursprünglichem Sanierungskonzept, dann wäre das sehr radikal. Andererseits gibt es nur noch radikale Optionen, nachdem seit der Finanzkrise keine größeren Anstrengungen unternommen wurden. Die Digitalisierung bekommt durch die Corona-Pandemie in vielen Branchen indes einen kräftigen Schub. So auch im Bankensektor. Viele Kunden stiegen auf digitale Angebote um, als die Filialen geschlossen hatten. Dieses Kundenverhalten gilt es zu bespielen, die Filialen werden in Zukunft immer mehr an Bedeutung verlieren.
DER AKTIONÄR empfiehlt mutigen Anlegern, sich die Aktie der Commerzbank genauer anzusehen. Ein größerer Umbau steht kurz bevor und das könnte die Aktie nachhaltig antreiben. Wer bereits investiert ist zieht den Stopp auf 3,70 Euro nach.
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