Lange Zeit waren viele Bankdienstleistungen in Deutschland günstiger als im europäischen Ausland, oder ganz umsonst. Negativzinsen und scharfer Wettbewerb führen aber zunehmend dazu, dass immer mehr Finanzinstitute an der Gebührenschraube drehen. Auch die Commerzbank-Tochter Comdirect wollte zum 1. Mai das kostenlose Girokonto abschaffen. Ein Gerichtsurteil zwingt die Direktbank jetzt dazu von dem Schritt vorerst Abstand zu nehmen.
Bereits letzten Dienstag hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, denen Bankkunden nicht ausdrücklich zustimmen müssen, unwirksam sind. Ein Kunde, der mit der Änderung nicht einverstanden ist, kann also in einem genannten Zeitraum fristlos und kostenfrei kündigen. Das traf am Freitag die Comdirect, die eigentlich ab Mai das kostenlose Girokonto über diesen Weg weitgehend abschaffen wollte. Nun bleibt es vorerst bei den bestehenden Kontenmodellen ohne Preiserhöhungen.
Commerzbank prüft Urteil
Die Comdirect will nach eigenen Angaben nun die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und dann entscheiden, wie der Konzern weiter verfährt. Für die Direktbank kommt das Urteil zur Unzeit, denn der neue Commerzbank-CEO Manfred Knof will den Gesamtkonzern profitabler machen und nicht wie die vergangenen Jahre das Kundenwachstum um jeden Preis nach oben treiben. Ein Kern der neuen Strategie sind höhere Gebühren für Kunden. Die Commerzbank selbst wollte zum 1. Juli ebenfalls das kostenlose Girokonto abschaffen und ab dann monatlich 4,90 Euro monatlich berechnen. Das Finanzinstitut wartet nun ebenfalls ab.
Zum Wochenstart präsentiert sich die Aktie dennoch in starker Verfassung. Die GD50 bei 5,55 Euro steht kurz vor dem Bruch, was das Momentum der Notierung weiter anheizen würde. Mutige Anleger, die den wirtschaftlichen Aufschwung im Sommer spielen wollen, greifen zu und beachten den Stopp bei 4,00 Euro.
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