Die Übernahmepläne der Unicredit sorgen weiterhin für Unruhe: Der Commerzbank-Betriebsrat warnte zuletzt vor massivem Stellenabbau, während die italienische Großbank die Vorwürfe entschieden zurückweist. Parallel baut das Mailänder Finanzhaus seinen Einfluss aus und bringt andere Akteure wie die Citigroup ins Spiel.
Die italienische Großbank Unicredit wirft dem Betriebsrat der Commerzbank in der Debatte um eine mögliche Übernahme unberechtigte Vorwürfe vor. Im Fokus stehen Spekulationen über einen potenziellen Stellenabbau. Unicredit wies die Aussagen des scheidenden Betriebsratschefs Uwe Tschäge entschieden zurück, der in einem Interview mit dem Handelsblatt vor den drastischen Folgen eines Verkaufs gewarnt hatte (DER AKTIONÄR berichtete). Laut Tschäge könnten bis zu zwei Drittel der Arbeitsplätze, etwa 15.000 Stellen, wegfallen – eine Einschätzung, die Unicredit als unbegründet bezeichnete.
Unicredit stärkt unterdessen ihre Position bei der Commerzbank. Sie hält 9,5 Prozent der Aktien direkt und kontrolliert weitere 18,5 Prozent über Finanzinstrumente, womit ihr Anteil laut einer Mitteilung vor Weihnachten auf 28 Prozent steigt. Auch die US-Bank Citigroup spielt eine Rolle: Sie besitzt 0,6 Prozent der Aktien direkt und hat Zugriff auf 4,5 Prozent über Derivate. Beobachter vermuten, dass Citigroup Unicredit beim Ausbau ihrer Beteiligung unterstützt, wie die FAZ jüngst berichtete.
Für eine Erhöhung ihres Anteils auf bis zu 29,9 Prozent benötigt Unicredit die Genehmigung der EZB. Ein Überschreiten der 30-Prozent-Marke würde ein Pflichtangebot an die restlichen Aktionäre nach sich ziehen. Die Pläne der Mailänder Bank stoßen auf Kritik: Neben der Belegschaft äußern auch die Bundesregierung und der Vorstand der Commerzbank Bedenken. Sorgen bereiten vor allem der potenzielle Stellenabbau und mögliche strategische Umwälzungen im deutschen Bankensektor.
Die Commerzbank-Aktie, die auf Wochensicht 1,6 Prozent zulegen kann, pendelt am heutigen Freitag um ihre Nulllinie bei 15,56 Euro. Das nächste charttechnische Hindernis hat das Papier mit dem GD50 (aktuell: 15,58 Euro) unmittelbar vor der Brust. Ein Überschreiten dieser Marke würde ein neues Kaufsignal generieren. Zudem nähert sich der Kurs der seit Anfang Oktober bestehenden Abwärtstrendlinie bei 16,00 Euro.
Ob die Commerzbank die Übernahme noch abwenden kann, bleibt ungewiss. Ein Anstieg des Aktienkurses auf über 20 Euro könnte nötig sein, was laut Analysten die Schmerzgrenze der Italiener sein dürfte. Für die Aktionäre bietet der andauernde Übernahmepoker in jedem Fall Chancen – die Aktie bleibt heiß.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.