Die Aktie der Commerzbank hat vergangene Woche einen herben Dämpfer erlitten. Der Grund: UniCredit hat ein Angebot für die ebenfalls in Italien ansässige Banco BPM abgegeben. Dadurch könnte sich eine mögliche Übernahme der Commerzbank verzögern oder gar komplett ausbleiben. Der Fokus richtet sich daher nun auf die operative Entwicklung der Commerzbank selbst.
Für rund zehn Milliarden Euro will UniCredit den Wettbewerber Banco BPM übernehmen. Vor einer Woche wurde das Übernahmeangebot bekannt gegeben. Bereits vor zwei Jahren hatten die Mailänder versucht, sich Banco BPM einzuverleiben. Die Übernahmefantasie rund um die Commerzbank, bei der UniCredit im September einstieg, hat sich damit vorerst abgekühlt.
Erst recht gilt dies für den Fall, dass es tatsächlich demnächst zu einer Übernahme der Banco BPM kommt. Denn UniCredit-CEO Andrea Orcel hat klargestellt, was ohnehin offensichtlich war: Zwei Übernahmen gleichzeitig wird UniCredit nicht anstreben. Daher muss die Commerzbank jetzt vor allem mit ihrer operativen Entwicklung überzeugen. Dies ist einer der wenigen Hebel, den das Management ansetzen kann, um die Aktionäre von der Eigenständigkeit des Unternehmens zu überzeugen.
Im laufenden Jahr wird ein Markterlös von 10,9 Milliarden Euro vom Analystenkonsens prognostiziert, nach 10,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Für das kommende Jahr wird ein Gesamterlös von 11,5 Milliarden Euro erwartet.
Einerseits geht der Vorstand davon aus, dass die Erträge im Kreditgeschäft trotz niedrigerer Zinsen nicht zu stark unter Druck geraten. Andererseits wird bei den Gebühreneinnahmen nach 3,6 Milliarden Euro in diesem Jahr mit 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2025 gerechnet. Sollte die Strategie der Commerzbank, sich unabhängiger vom reinen Zinsgeschäft zu machen, aufgehen, könnten sich die Analystenprognosen sogar als zu konservativ erweisen.
Beim Nettogewinn soll laut Analystenschätzungen in diesem Jahr ein Rekordwert von 2,4 Milliarden Euro erreicht werden, was sich auch mit der Prognose des Vorstands deckt. Im kommenden Jahr könnten es bereits 2,6 Milliarden Euro sein.
Der Vorstand dürfte die Ziele für 2024 gut erreichen. Eine positive Überraschung ist möglich. Im nächsten Jahr wird es darauf ankommen, alle Register zu ziehen, um eine mögliche Übernahme durch UniCredit vielleicht doch noch abzuwenden.
Für die Aktionäre ist die Entwicklung positiv: Der Vorstand steht unter Druck, die Commerzbank schneller und profitabler zu machen. Dazu gehören auch deutlich gestiegene Ausschüttungen. Die Aktie ist knapp über der 200-Tage-Linie bei 14,21 Euro nach oben abgeprallt. Mutige Anleger können die Aktie kaufen und setzen einen Stopp bei 13,00 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.