Mit rund 15 Prozent der Anteile ist der Bund der größte Einzelaktionär der Commerzbank – und mit deren Entwicklung offensichtlich alles andere als zufrieden. Im vergangenen Jahr ließ er die Beteiligung von den Beratern der Boston Consulting Group (BCG) durchleuchten. Nun gibt es erste Konsequenzen.
Laut einem Bericht des Manager Magazins tauscht die Bundesregierung ihre beiden Vertreter im Aufsichtsrat der Commerzbank aus. Jutta Dönges, Co-Chefin der Deutschen Finanzagentur, und Frank Czichowski von der staatlichen Förderbank KfW sollen den Bund künftig im Kontrollgremium repräsentieren.
Dort lösen sie Anja Mikus, die den Staatsfonds für Atommüll-Entsorgung leitet, und Markus Kerber, Staatssekretär im Innenministerium. Deren reguläre Amtszeit hätte erst 2023 geendet. Finanzkreisen zufolge will die Regierung mit den Neubesetzungen aber mehr bankenspezifisches Know-how in das Kontrollgremium einbringen.
Laut dem Magazinbericht sei der Personalwechsel im Aufsichtsrat eine erste Konsequenz aus der Überprüfung der Beteiligung, welche die Bundesregierung im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben hatte. Die Berater sollten die neue Strategie der Commerzbank bewerten und ganz allgemein nach Möglichkeiten suchen, den Wert des Instituts wieder zu steigern (DER AKTIONÄR berichtete).
Die Ergebnisse liegen seit Anfang März vor und fielen wenig schmeichelhaft für die Commerzbank aus: Nach Bloomberg-Informationen müssten die Kosten noch radikaler gesenkt, die Kapitalmarktaktivitäten weiter reduziert und das gesamte Geschäftsmodell überarbeitet werden, so die Empfehlung der BCG-Experten.
Die Commerzbank hat inzwischen reagiert und weitere Möglichkeiten für Kostensenkungen identifiziert. Zusätzlich zu den bereits kommunizierten Einsparungen sollen die Kosten laut Medienberichten um weitere 500 Millionen Euro gesenkt werden. Offiziell sollen die neuen Sparziele spätestens bei der Vorlage des Halbjahresberichts im August vorgestellt werden.
Nach einer Erholung in der Vorwoche ging es für die Commerzbank-Aktie in dieser Woche überwiegend wieder bergab. Zeitweise hat sie sich dabei wieder bis auf wenige Cent an die 3-Euro-Marke angenähert. DER AKTIONÄR sieht auf diesem Niveau jedoch grundsätzlich Potenzial für eine technische Gegenbewegung oder gar einen Turnaround.
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