Die Commerzbank überrascht Anleger am Freitag mit einer Meldung, die es in sich hat. Die Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite durch die Corona-Pandemie fallen nicht nur höher aus als gedacht. Die Bank muss wohl auch mehr als eine Milliarde Euro an Goodwill abschreiben. Die Aktie befindet sich im Sinkflug.
Auf Grund verschlechterter Marktparameter, unter anderem wegen des Zinsniveaus der Eurozone und in Polen, erwartet die Bank, dass der bestehende Goodwill in Höhe von rund 1,50 Milliarden Euro vollständig abgeschrieben wird, so die Adhoc-Meldung. Diese Goodwill-Abschreibung habe keine Auswirkung auf die regulatorische Eigenkapitalquote.
Höhere Risikovorsorge
Zudem fällt die Risikovorsorge für 2020 höher aus, als bisher vom Vorstand angekündigt. Für das vergangene Jahr stellte das Management maximal 1,50 Milliarden Euro an Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle in Aussicht. Nun sollen es 1,70 Milliarden Euro sein. Darin sind allerdings bereits rund 500 Millionen Euro zusätzliche Vorsorge für im Jahr 2021 zu erwartende Corona-bedingte Sachverhalte enthalten. Die Bank antizipiert mit dem höheren Risikoergebnis auch die derzeit erwarteten Auswirkungen des zweiten Lockdowns.
Für Investoren ist es sicher ein Schock, dass wahrscheinlich der komplette Goodwill abgeschrieben werden muss. Allerdings stellt sich die Commerzbank damit der Realität. Das Zinsniveau in der Eurozone wird noch lange extrem niedrig sein. Auf Leitzinserhöhungen zu hoffen ist nach zehn Jahren sinkender Zinsen keine Strategie. Zudem ist es gut, dass die Bank bereits jetzt Vorsorge für die Auswirkungen des zweiten Lockdowns in Deutschland trifft.
Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei 4,00 Euro. Alle anderen warten ab, bis sich die Kursentwicklung beruhigt. Im Fokus bleibt die Unterstützungszone von 5,55 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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Mit Material von dpa-AFX.