Die letzten zwei Wochen eskalierten bei der Commerzbank, nachdem die Lage durch den erst kürzlich angestoßenen Konzernumbau ohne schwierig ist. Ein neues Führungsvakuum an der Spitze drohte, denn der Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter legte vor rund zehn Tagen krankheitsbedingt sein Amt nieder und potenzielle Nachfolger wunken ab. Ein heiß gehandelter Kandidat verließ zudem gleich noch den Aufsichtstrat. Nun könnte aber endlich wieder etwas Ruhe einkehren.
Am Freitag teilte die Commerzbank nach einer Aufsichtsratssitzung mit, dass Helmut Gottschalk als neues Mitglied bestellt werden soll. Das muss auf der kommenden Hauptversammlung erfolgen, die eigentlich am 5. Mai angesetzt war, aber auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Nun könnte sie kurzfristig erfolgen. Gottschalk soll dann zum Chef des Aufsichtsrats gewählt werden.
Erfahrener Sanierer für die Commerzbank
Der 69-jährige gehörte insgesamt 15 Jahre dem Aufsichtsrat der genossenschaftlichen DZ Bank an und leitete das Gremium von 2010 bis 2018. Dabei bringt Gottschalk auch Sanierungserfahrung von der DZ Bank mit, denn das Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken geriert nach der Finanzkrise 2008 in größere Schwierigkeiten. Gottschalk gelte nicht als Mann der lauten Töne, dennoch habe er sich den Ruf eines kritischen Aufsichtsrats erworben, so das Handelsblatt. Er gilt als einer der Umsetzer der Fusion zwischen der DZ Bank mit der WGZ Bank.
Besetzt werden muss auch ein weiterer Stuhl im Aufsichtsrat. Andreas Schmitz, der noch letzte Woche als neuer Chefkontrolleur gehandelt wurde, hat sein Mandat wohl auch auf Betreiben des Bundes niedergelegt. Schmitz ist ehemaliger CEO der HSBC Trinkhaus & Burkhardt, gegen die schon länger wegen Cum-Ex-Geschäften ermittelt wird. Auch für ihn muss Ersatz gefunden werden. „Auch für die weitere Vakanz rechnet das Unternehmen mit einem zeitnahen Vorschlag durch den Aufsichtsrat, so dass kurzfristig die Hauptversammlung terminiert und die Aktionäre entsprechend eingeladen werden können“, so die Commerzbank.
Im Gegensatz zu der Hängepartie im vergangenen Sommer könnte die Commerzbank die Personalprobleme dieses Mal offenbar schneller lösen. Das wäre auch wichtig, um den Umbau weiter voranzutreiben. Investierte bleiben dabei und setzen auf eine baldige Klärung der Personalfragen. Dann können endlich die grundlegenden Probleme angegangen werden. Alle anderen warten eine charttechnische Beruhigung ab.
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