Die Aktie des Kryptobörsenbetreibers Coinbase hat einen starken Jahresstart hingelegt und im Januar bislang mehr als 50 Prozent zugelegt. Das Comeback am Kryptomarkt hat dabei kräftigen Rückenwind geliefert. Wedbush-Analyst Dan Dolev glaubt aber nicht an eine Trendwende, sondern warnt sogar vor neuen Tiefs.
In einer aktuellen Studie hat der Experte sein „Underperform“-Rating für die Coinbase-Aktie bestätigt und den fairen Wert bei 30 Dollar belassen. Nach der starken Gegenbewegung kommt das einer Warnung vor mehr als 40 Prozent Rückschlagpotenzial und einem neuen Tiefststand gleich.
Grund für seinen Pessimismus liefert eine Umfrage seines Instituts zum aktuellen Trading-Verhalten unter mehr als 170 Coinbase-Kunden, die die Plattform für den privaten Kryptohandel nutzen. Fast 90 Prozent derer, die im Dezember wegen der Marktturbulenzen als Folge der FTX-Pleite inaktiv geblieben sind, gaben dabei an, auch im Januar bislang nicht gehandelt zu haben.
Hinzu kommt: Auch ein Drittel derer, die im Dezember noch am Kryptomarkt aktiv waren, haben im Januar aufgehört zu traden. Das ist durchaus erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Bitcoin seit dem Jahreswechsel im Hoch um fast 40 Prozent nach oben geschossen ist und die Kursverluste durch das FTX-Fiasko im November damit mehr als ausgeglichen hat.
Auch der Marktanteil von Coinbase im Verhältnis zu 25 der weltgrößten Kryptohandelsplätze habe sich im Januar nicht nennenswert verbessert, so die Wedbush-Analysten.
Privatanleger zieren sich
Aus der Erkenntnis, dass viele Privatinvestoren nach dem turbulenten Vorjahr trotz Erholungstendenzen lieber an der Seitenlinie bleiben, leitet Dolev eine gewisse Krypto-Müdigkeit unter den Marktteilnehmern ab. Das wiederum sei allerdings vor allem für Coinbase ein großes Problem.
„Privatanleger sind das Brot-und-Butter-Geschäft von Coinbase, da sie 2021 rund 83 Prozent der gesamten Erlöse beigesteuert haben“, so Dolev. In Verbindung mit enttäuschenden Marktanteilsdaten und Anzeichen auf wachsenden Druck auf die Gebühren im abgelaufenen vierten Quartal erwartet er auch 2023 weiteren Gegenwind für die Umsatzentwicklung.
Analysten befürchten 77 Prozent weniger Umsatz
Bereits für das abgelaufene vierte Quartal rechnen die von Bloomberg befragten Analysten mit scherzhaften Einbußen im operativen Geschäft. Demnach wird aktuell ein rund 77-prozentiger Umsatzeinbruch auf magere 585 Millionen Euro erwartet, während das bereinigte Ergebnis pro Aktie mit -2,22 Dollar tief in die Verlustzone rutschen soll. Im Schlussquartal 2021 hatte Coinbase – unterstützt von der damaligen Bitcoin-Rally – noch Erlöse von 2,5 Milliarden Dollar und einen Gewinn pro Aktie von 3,32 Dollar erwirtschaftet.
Die Erholung am Kryptomarkt beflügelt derzeit auch die Coinbase-Aktie, die traditionell sehr stark mit Bitcoin und Co korreliert. Zwar dürften die eingetrübten operativen Aussichten nach dem heftigen Crash im Vorjahr inzwischen zum Großteil eingepreist sein. Grundsätzliche Probleme wie die hohe Abhängigkeit vom Privatkundengeschäft dürften aber zunächst bestehen bleiben. Coinbase steht daher aktuell nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR.
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