„Wir konkurrieren mehr mit Fortnite als mit HBO“, sagte Netflix-CEO Reed Hastings mit Blick auf die Gaming-Branche. Auf der Spielemesse Gamescom wird deutlich: mit dem Megatrend Cloud-Gaming blasen einige BigPlayer tatsächlich zum Frontalangriff auf die Medienlandschaft. Ein Tech-Gigant könnte Netflix dabei besonders gefährlich werden.
Denn Google peilt mit seinem Cloud-Gaming-Dienst Stadia eine Milliardenkundschaft an. „Die meisten Plattformen erreichen ihr Maximum bei 100 bis 150 Millionen Nutzer. Wir schauen auf Milliarden“, sagte Google-Manager Jack Buser am Mittwoch auf der Spielemesse Gamescom. Mit Stadia wolle Google auch Kunden gewinnen, die bislang nur wenig oder noch keinen Zugang zu Videospielen hätten. „Wenn wir nur 100 oder 200 Millionen Menschen erreichen, haben wir etwas falsch gemacht.“
Bei Cloud-Gaming-Diensten wie Stadia laufen Spiele in Rechenzentren, Nutzer streamen nur Bild und Ton auf ihr Tablet, das Smartphone oder den Fernseher. Teure Konsolen oder Spiele-PCs sind so nicht mehr nötig. Es soll eine stabile Internetleitung mit mehr als 10 Megabit pro Sekunde reichen. Zugang gibt es für eine monatliche Gebühr. Auch die Konsolen-Platzhirsche Sony und Microsoft sowie unter anderem Nvidia und die Deutsche Telekom arbeiten an ähnlichen Angeboten.
Der Umzug der Spiele vom Computer oder der Konsole ins Rechenzentrum werde das Medium verändern, sagt Buser voraus. „Wir wollen nicht nur das Konsolenerlebnis replizieren.“ Spiele würden durch die Leistung der Rechenzentren in den kommenden Jahren grundlegend anders aussehen. In Mehrspielerpartien könnten Teilnehmer beispielsweise auch die Blickwinkel ihrer Mitspieler sehen. Zudem seien in den Rechenzentren auch simulierte Welten von bislang ungeahnter Größe möglich.
Google Stadia nimmt im November für die ersten Nutzer den Betrieb auf. Zugang gibt es über den Kauf einer so genannten Founders Edition für rund 130 Euro. Der monatliche Preis liegt bei 9,99 Euro. Bislang sind 28 Publisher mit rund 40 Titeln vertreten. Wann die Plattform für alle Interessenten geöffnet werden soll, steht noch nicht fest. 2020 soll es auch eine kostenlose Basisversion geben. Hinzu kommen eventuelle Anschaffungskosten für einzelne Spiele.
Klar ist, wer stundenlang zockt, hat weniger Zeit für „Stranger Things“ oder „Black Mirror“. Ein einfacherer Zugang zu den Spielen, kann Videospiele zudem für mehr Menschen bezahlbar machen. Es bleibt abzuwarten, wie die im November erscheinende Stadia angenommen wird. Doch Google könnte sich durch das Cloud-Gaming zügig als Spiele-Konzern etablieren. Damit erhält der Tech-Riese Zugriff auf einen 150 Milliarden Dollar schweren Wachstumsmarkt. Lukrative Aussichten – auch für Anleger.
Mit Material von dpaAFX.