Carnival legt vorläufige Quartalszahlen vor, die Anlegern gar nicht gefallen. Der Umsatz liegt zwar über den Prognosen, aber der Verlust fällt schlimmer als befürchtet aus. Auch die Cash-Burn-Rate ist im aktuellen ersten Quartal höher als zuletzt. Folge: Die Flotte wird aus Kostengründen ausgedünnt. Immerhin: Das Buchungsaufkommen für 2022 sieht top aus.
Konkret erwartet der weltweit größte Anbieter von Kreuzfahrten für das vierte Quartal Umsätze in Höhe von 156,10 Millionen Dollar und einen Nettoverlust von 1,86 Dollar pro Aktie. Die von Bloomberg befragten Analysten hatten zwar nur mit 135,06 Millionen Dollar Umsatz gerechnet, aber auch nur 1,83 Dollar Miese pro Anteilsschein auf ihren Zetteln stehen. Und: Die monatliche Cash-Burn-Rate soll im ersten Quartal bei 600 Millionen Dollar pro Monate betragen – das sind mehr als der monatliche Wert im abgelaufenen Quartal, der bei 530 Millionen Dollar lag. Angesichts der aktuellen weltweiten massiven Corona-Einschränken ist das aber wenig verwunderlich.
Überdies geht das US-Unternehmen davon aus, dass die künftige Kapazität durch den schrittweisen Wiedereintritt seiner Schiffe, den Abbau von Kapazitäten aus seiner Flotte und Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Schiffe vermindert wird. Seit dem coronabedingten Pausieren hat das Carnival den Abbau von Schiffen bereits im Geschäftsjahr 2020 beschleunigt, deren Verkauf eigentlich erst in den darauffolgenden Jahren geplant war. Der Kreuzfahrt-Anbieter erwartet nun, sich von 19 Schiffen zu trennen, von denen 15 bereits die Flotte verlassen haben. Insgesamt repräsentieren die 19 Schiffe etwa 13 Prozent der Kapazität vor der Pause und nur drei Prozent des Betriebsergebnisses im Jahr 2019, so das Unternehmen.
Darüber hinaus hat Carnival vor kurzem zwei Schiffe übernommen und geht davon, dass im Geschäftsjahr 2021 nur noch ein weiteres Schiff hinzukommen wird. Ursprünglich waren fünf neue Luxus-Dampfer für 2021 vorgesehen.
Der große Lichtblick: Die kumulierten Vorausbuchungen für die erste Hälfte 2022 sollen bereits jetzt über dem Niveau von 2019 liegen - und das trotz reduzierter Marketing-Ausgaben, so Carnival. Das zeigt, wie groß die Sehnsucht und der Nachholbedarf der Menschen sind. So waren viele Kreuzfahrt-Fans zuletzt im ersten Quartal 2020 auf einem Luxus-Dampfer.
Die Zahlen sind noch einen Tick schlechter als erwartet und auch die gestiegene Geldverbrennung sowie die Flottenreduzierung bereitet auf den ersten Blick Sorgen. Dennoch: Carnival als Platzhirsch dürfte im Falle eines großen Comebacks der Kreuzfahrt-Branche überproportional profitieren. Die Menschen jedenfalls sind bereit dafür. Dafür braucht es mittelfristig Erfolge beim Durchimpfen der Massen und im Ergebnis die viel zitierte Herden-Immunität. Anleger, die der spekulativen Carnival-Empfehlung gefolgt sind, haben die Unsicherheiten des skizzierten Szenario im Bewusstsein. Für den AKTIONÄR überwiegen allerdings unter dem Strich die Chancen die Risiken bei der Aktie des Kreuzfahrt-Marktführers. Ganz wichtig: einen Stopp-Kurs bei 11,50 Euro setzen.