Carl Zeiss Meditec hat vor wenigen Tagen aufgrund einer unerwartet langsamen Erholung des Gerätegeschäfts seine Prognosen für das Gesamtjahr gesenkt. Die Aktie ging auf Talfahrt. Analysten senkten den Daumen. Anfang dieser Woche wurde bei 62,30 Euro ein Verlaufstief markiert. Ist die Zeit nun reif für eine Gegenbewegung?
Zur Erinnerung: Für das noch bis Ende September laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand daher nur noch mit rund zwei Milliarden Euro Umsatz. Zuvor wurden 2,1 bis 2,15 Milliarden Euro angepeilt. Das operative Ergebnis (EBIT) dürfte zwischen 215 und 265 Millionen Euro liegen und damit deutlich unter dem bisherigen Ziel eines vergleichbaren Niveaus zum Vorjahr von gut 348 Millionen Euro liegen. Der Vorstand steuert dagegen und will die Kosten senken, vor allem in Vertrieb und Marketing. Details dazu sollen mit Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal am 6. August bekanntgegeben.
Das Gros der Analysten hat im Anschluss an die Umsatz- und Gewinnwarnung die Schätzungen überarbeitet und die Kursziele gesenkt. Weitere legen nun nach: Die Schweizer UBS hat die Einschätzung von "Buy" auf "Neutral" gesenkt und das Kursziel von 125 auf 71 Euro reduziert. Der Auftragseingang des Medizintechnik-Unternehmens bleibe schwach, wie die jüngste Gewinnwarnung gezeigt habe, schrieb Analyst Graham Doyle. Zudem sei nur schwer absehbar, wann Besserung eintrete und eine Rückkehr zum "normalen" hoch-einstelligen Umsatzwachstum möglich werde.
Die kanadische Bank RBC hat den fairen Wert von 145 auf 85 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Outperform" belassen. Analyst Jack Reynolds-Clark passte seine Prognosen für das Medizintechnik-Unternehmen an dessen reduzierte Jahresziele an. Allerdings täusche die geringe Sichtbarkeit der kurzfristigen Umsatzentwicklung über die zugrunde liegende Stärke und die robusten Marktanteile hinweg, so der Experte. Er sieht weiterhin ein erhebliches längerfristiges Aufwärtspotenzial und das aktuelle Mehrjahrestief der Aktie als Kaufgelegenheit an.
Mit dem deutlichen Kursrutsch dürfte mittlerweile viel Negatives eingepreist sein. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten, die bereits auf die Umsatz- und Gewinnwarnung reagiert haben, liegt knapp über 83 Euro. Nachdem die Aktie seit der Meldung in der Spitze mehr als 25 Prozent an Wert eingebüßt, konnte sich der Titel in dieser Woche bereits von den Tiefstständen lösen. Risikofreudige Anleger können auf eine Fortsetzung der Gegenbewegung Richtung 75 Euro spekulieren, ziehen dabei einen bewusst eng platzierten Stopp bei steigenden Kursen sukzessive nach.