Ein heißer Sommer neigt sich seinem Ende zu. Er hat die Menschen nicht nur in Freibäder und Biergärten gelockt, sondern auch die Stromzähler an den 3,5 Millionen deutschen Solaranlagen zu Höchstleistungen angetrieben. Von Juni bis August wurden in Deutschland 14,1 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom erzeugt – so viel wie noch nie in einem Sommer. Mit dieser Strommenge lässt sich der gesamte Jahresbedarf von vier Millionen Haushalten abdecken.
Besonders groß ist die Freude über den heißen und vor allem sonnenreichen Sommer natürlich bei den Betreibern der Solaranlagen. Denn in den drei Sommermonaten wird fast die Hälfte der gesamten Jahresstromproduktion erzielt.
Steven De Proost, der Chef von 7C Solarparken, ist ebenfalls zufrieden mit dem heißen Sommer und dem üppigen Stromertrag. Er hat in den vergangenen beiden Jahren aus dem Beinahe-Pleitekandidaten Colexon und einem belgischen Solarunternehmen einen der zehn größten deutschen Solarparkbetreiber geformt. Dabei lag der Fokus von 7C Solarparken bisher vor allem auf der Optimierung der Solarparks. Per Drohnenflug wurden und werden fehlerhafte Module identifiziert und ausgetauscht. Bei einigen Parks konnte so der Stromertrag um bis zu fünf Prozent erhöht werden.
Auf Expansionskurs
Nachdem jetzt fast alle Anlagen die maximal mögliche Stromernte einfahren, geht 7C auf Expansionskurs. Durch die gerade laufende Übernahme weiterer Solarparks mit einer Leistung von 13,7 Megawatt wächst das Gesamtportfolio auf 85 Megawatt. Und wie auf dem Analyst Day von 7C Solarparken bekannt wurde, sind in den kommenden beiden Jahren weitere Akquisitionen geplant, sodass im Jahr 2017 die 100-MW-Schwelle überschritten werden soll. Dann gehört auch 7C Solarparken zu den ganz großen Playern der Branche.
Capital Stage: Starkes Wachstum
Im Vergleich zum Aufsteiger 7C Solarparken spielt Capital Stage bereits in der Solarpark-Bundesliga. In den vergangenen Jahren wurde das Kraftwerksportfolio kräftig aufgestockt. Waren es Ende 2011 noch 105 MW, so betreibt das Unternehmen heute Solarund Windparks mit einer Gesamtleistung von 498 Megawatt. Von den 438 Megawatt Solarleistung steht knapp die Hälfte in Deutschland, der Rest teilt sich auf Frankreich, Italien und Großbritannien auf. Die 60 Megawatt an Windparks stehen fast alle auf deutschem Boden.
Der Akquisitionshunger von Capital Stage ist aber noch lange nicht gestillt. Obwohl im laufenden Jahr bereits Solarparks mit einer Leistung von über 100 Megawatt erworben wurden, sollen noch in diesem Jahr weitere Parks übernommen werden. Das hierfür nötige Geld ist dank der Investitionsmittel der Gothaer Versicherungen vorhanden. Bis Ende des Jahres sollen die 150 Millionen Euro des Investors komplett investiert sein.
JinkoSolar: Eigener Absatzmarkt
Während sowohl 7C Solarparken als auch Capital Stage bereits bestehende Solarparks aufkaufen, setzen andere Firmen auf die Neuerrichtung von Solaranlagen. Hier mischen vor allem die chinesischen Modulproduzenten kräftig mit. Auch sie haben längst entdeckt, wie profitabel der Betrieb von Solaranlagen ist, und schaffen sich durch den Bau der neuen Solarparks praktisch selbst ihren Absatzmarkt.
Ganz vorn dabei ist hier JinkoSolar. Der chinesische Modulproduzent hat sein Kraftwerksportfolio in diesem Jahr weiter massiv ausgebaut und hatte Ende des zweiten Quartals bereits Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 725 Megawatt am Netz. Bis zum Jahresende wird eine Größenordnung zwischen 1,2 und 1,4 Gigawatt angepeilt. Die Finanzierung des massiven Ausbaus hat sich JinkoSolar durch zahlreiche neue Kredite gesichert. Erst Ende vergangener Woche gab der Konzern bekannt, von der Industrial and Commercial Bank of China eine neue Kreditlinie über umgerechnet 1,5 Milliarden Dollar erhalten zu haben.
Gewinne und Dividenden
Die Produktion von Solarstrom ist durch die auf 20 Jahre festgeschriebene Einspeisevergütung ein sehr solides Geschäft – und zudem ein sehr profitables. So hat 7C Solarparken im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von 12,8 Millionen Euro ein EBITDA von 10,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Abzüglich der Zinszahlungen bleibt ein Cashflow von 7,4 Millionen Euro. Genug, um auch eine Dividende zahlen zu können. Aber 7C will zunächst weiter wachsen und hat erst für 2017 eine Ausschüttung von 0,10 Euro pro Aktie in Aussicht gestellt.
Über 300 Prozent Gewinn Bei Capital Stage wird schon seit 2012 regelmäßig eine Dividende an die Anleger ausgeschüttet. Und diese wird fortlaufend erhöht. Waren es vor drei Jahren noch 0,05 Euro pro Aktie, so werden jetzt bereits 0,15 Euro Dividende gezahlt. Aber die Gewinnausschüttungen waren für die Anleger in den vergangenen Jahren lediglich ein nettes Zubrot. Richtig Geld verdienten sie allen voran durch den starken Anstieg der Aktie. Allein in den vergangenen zehn Monaten hat sich die Aktie von Capital Stage mehr als verdoppelt, die Performance seit Anfang 2011 summiert sich auf über 300 Prozent.
Eine Frage der Bewertung
JinkoSolar hat mit seinen Solaranlagen allein im zweiten Quartal 2015 einen Umsatz von umgerechnet 25,6 Millionen Euro erwirtschaftet. Für 2016 sind Erlöse von über 200 Millionen Euro durchaus realistisch. Alleine dieser Geschäftsbereich dürfte dann über eine Milliarde Euro wert sein und damit in etwa das Doppelte des aktuellen Börsenwerts des Gesamtkonzerns.
Drei Kaufkandidaten
Capital Stage hat die kritische Größe längst erreicht und wächst weiter rasant, aber die Aktie ist auch nicht mehr ganz billig. 7C Solarparken hat vergleichsweise noch mehr Luft nach oben. JinkoSolar wird noch immer nicht als Solarparkbetreiber wahrgenommen. Die Aktie hat sicherlich das größte Aufwärtspotenzial, ist aber auch vergleichsweise spekulativ.