Deutschlands Top-Systemhaus Cancom konnte im ersten Halbjahr mit guten Zahlen aufwarten. Im Interview mit dem AKTIONÄR erklärt Firmenchef Klaus Weinmann, warum auch das zweite Halbjahr erfreulich werden dürfte.
Die kürzlich vorgelegten Halbjahreszahlen des IT-Systemhauses Cancom können sich sehen lassen. Von konjunktureller Schwäche ist bei der TecDAX-Firma nichts ersichtlich. Das EBIT stieg im ersten Halbjahr 2012 um 34,2 Prozent auf 10,2 Millionen Euro, das Ergebnis je Aktie von 44 Cent auf 60 Cent. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass das dritte Quartal sehr gut angelaufen ist und der Auftragseingang immer noch über dem Vorjahr liegt. Das stramme Wachstum hält damit seit vier Jahren in ununterbrochener Reihenfolge an. Im Interview mit dem AKTIONÄR verrät Firmenchef Klaus Weinmann worauf der Erfolg zurückzuführen ist und ob die Aktionäre auch künftig mit Erfolgen verwöhnt werden.
DER AKTIONÄR: Herr Weinmann, mit den vorgelegten Zahlen für die ersten sechs Monate 2012 können Sie doch wirklich sehr zufrieden sein, zumal Sie ja mit einem immer höher werdenden Basiseffekt zu kämpfen haben. Wie beurteilen Sie das erste Halbjahr 2012?
Klaus Weinmann: In der Tat, wir sind mit den Halbjahreszahlen sehr zufrieden. Wenn man die aktuellen Entwicklungen um die Euroschuldenkrise sieht und Nachrichten liest, nach denen sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft eintrübt, hat CANCOM weiterhin gut performt.
Wie viel Umsatz wurde durch das neue Apple MacBook Pro ins dritte und vierte Quartal verschoben und konnten Sie bisher alle Aufträge als gültig retten?
Der Umsatzeffekt, der sich durch den Produktshift ins nächste Quartal verschiebt, beträgt circa drei bis vier Millionen Euro, wovon bereits im Juli ein großer Teil fakturiert werden konnte.
Wie beurteilen Sie aus heutiger Sicht die Chancen, dass Sie das von den Analysten erwartete EBITDA von 28 Millionen Euro für 2012 erreichen können?
Ich sehe das als nach wie vor machbar an, vorausgesetzt, die deutsche Wirtschaft bleibt weiterhin stabil. In diesem Fall gilt der Grundsatz, dass das zweite Halbjahr immer besser ist als das erste Halbjahr aufgrund der höheren Anzahl an Arbeitstagen und des Jahresendgeschäftes.
Sie berichten in Ihrer Halbjahresmeldung 2012 von einem Auftragseingang im dritten Quartal, der deutlich über dem Vorjahr liegt. Können Sie dies etwas näher spezifizieren?
Was den Juli angeht, liegen wir beim Auftragseingang bei einem Plus von rund 10 Prozent.
Sie sehen also auch im dritten Quartal noch keine konjunkturelle Abschwächung?
Meines Wissens hat die gesamte deutsche Wirtschaft noch keinen Abschwung, es sinkt lediglich die Erwartung für das BIP Wachstum. Deutschland hat gute Chancen um eine Rezession herum zu kommen. Unser Marktumfeld schneidet aufgrund neuer, innovativer Techniken hierbei aktuell besser ab als die deutsche Wirtschaft insgesamt. Die Nachfrage der Kunden nach effizienzsteigernden und kostensparenden IT-Lösungen, aber auch Trends wie Cloud Computing oder Consumerization machen eine moderne IT noch mehr als bereits in der Vergangenheit zum Wettbewerbsfaktor für Unternehmen. Das wiederum bringt uns neue Aufträge.
Sie haben dieses Jahr so gut wie keine Akquisitionen getätigt. Worauf ist dies zurückzuführen?
An Angeboten mangelt es nicht. Das Unternehmen muss in erster Linie zu uns passen, oft sind aber auch die Preisvorstellungen überzogen. Wir sind im vergangenen Jahr stark organisch gewachsen und konnten uns auf die Weiterentwicklung unseres Geschäfts konzentrieren mit den bekannten positiven Effekten auf unsere Ergebnisentwicklung. Wenn die Konjunktur eine Delle bekommen sollte, kommt wohl wieder der Zeitpunkt, günstig zuzukaufen.
Können die Aktionäre davon ausgehen, dass im zweiten Halbjahr 2012 wieder akquiriert wird?
Wir schauen uns momentan einige Unternehmen an. Letztendlich prüfen wir genau, ob eine Akquisition Sinn macht und der Preis gerechtfertigt ist. Unser Cash-Bestand verschafft uns ausreichend Spielraum, schnell zu agieren.
Cancom wurde ja im zweiten Quartal 2012 völlig überraschend in den TecDAX aufgenommen. Spüren Sie dadurch eine erhöhte Anfragetätigkeit von Investoren und Analysten?
Die Aufmerksamkeit ist spürbar gestiegen. Wir werden dies im zweiten Halbjahr nutzen und versuchen, unseren internationalen Bekanntheitsgrad durch Roadshows und Präsentationen auf Investorenkonferenzen zu steigern.
Herr Weinmann, vielen Dank für das Interview.
Jahreshoch im Blick
Sowohl operativ als auch aus charttechnischer Sicht befiindet sich Cancom weiterhin im Aufwärtstrend. Bei knapp über 13 Euro hat der Wert eine solide Unterstützung.. Gelingt ein Ausbruch über das bisherige Jahreshoch bei 15,39 Euro generiert die Aktie ein neues Kaufsignal.