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30.11.2011 ‧ Markus Horntrich

CANCOM: „Sehen heute noch keine Abschwächung“

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Cancom

Das IT-Systemhaus Cancom sieht sich nach guten 9-Monatszahlen auf Kurs, die Ziele und Erwartungen für das Geschäftsjahr 2011 zu erreichen. Im Interview mit dem AKTIONÄR erläutert Vorstandschef Klaus Weinmann, was die Aktionäre für 2012 zu erwarten haben.

Mit einem Zuwachs beim EBIT von 58,2 Prozent in den ersten neun Monaten 2011 ist das IT-Systemhaus CANCOM auf einem guten Weg, die Erwartungen der Analysten für 2011 zu erreichen. Im Schnitt werden für das laufende Jahr rund 19 Millionen Euro EBIT erwartet, was einem EPS von etwa 1,10 Euro entsprechen würde. DER AKTIONÄR hat mit Firmengründer und Vorstandschef Klaus Weinmann gesprochen, ob er mit den bisher erreichten Ergebnissen zufrieden ist und wie er die Entwicklung im nächsten Jahr einschätzt.

DER AKTIONÄR: Herr Weinmann, die Zahlen für die ersten drei Quartale haben Ihren Wachstumskurs ja eindeutig bestätigt. Sind Sie damit zufrieden?

Die Analysten haben ja die Latte für das laufende Jahr relativ hoch gehängt: im vierten Quartal muss CANCOM ein EBIT von 6,5 Mio. Euro oder 37 Cent je Aktie erzielen. Ist das machbar?

Das sind hohe Erwartungen. Wir sind gut ins vierte Quartal gestartet, so dass die Chancen aus heutiger Sicht nicht schlecht stehen. 

Hat Cancom aufgrund der Hochwasserlage aktuell Lieferschwierigkeiten mit Produkten aus Thailand?

Das ist wieder so ein Modethema, nach dem man jetzt überall gefragt wird und über das in drei Monaten niemand mehr reden wird. Die kurzfristigen Folgen der Hochwasserproblematik für die IT-Branche sind derzeit noch schwer abschätzbar. Mögliche Auswirkungen werden sich im laufenden Quartal zeigen, deshalb bereiten wir uns durch intelligente Beschaffung darauf vor, eventuelle Lieferengpässe zu kompensieren. Letztendlich wird sich ggf. im Wesentlichen nur eine Umsatzverschiebung ins nächste Jahr ergeben, dieses Thema ist also nur für sehr kurzfristig denkende Investoren relevant. Außerdem reden wir hier lediglich über Handelsumsätze und nicht über unser deutlich margenstärkeres Dienstleistungsgeschäft. Das Thailand Problem hat nach unserer Einschätzung maximal einen 2%igen Einfluss auf unser Ergebnis und das nur in Form einer möglichen Ergebnisverschiebung ins nächste Jahr. Bei dieser Gelegenheit sollte man übrigens auch mal an die direkt betroffenen Thailänder denken.

Wenn CANCOM diese Rekordmarken schafft, dann müsste doch auch der Dividendenanstieg um mehr als 7 Cent (Analystenerwartungen) auf 22 Cent realisierbar sein?

Wir haben in den vergangenen Jahren relativ geringe, aber konstante Ausschüttungen vorgenommen, was uns heute eine beachtliche Eigenkapitalquote von über 37 Prozent zum 30.09.2011 ausweisen lässt. Damit haben wir eine solide und gesunde Basis für unser weiteres Wachstum gelegt. Wir werden uns Anfang nächstes Jahr über die Dividende für das Geschäftsjahr 2011 Gedanken machen und dann sicher eine sowohl für das Unternehmen als auch die Aktionäre akzeptable Gewinnverwendung beschließen. Ich glaube aber auch, dass wir gezeigt haben, dass wir unsere Gewinne sinnvoll reinvestieren können. Der Blick auf die Dividende sollte für die Investoren also nicht im Vordergrund stehen. 

Mit dem Verkauf der Home of Hardware haben Sie ja ein eindeutiges Signal gesetzt, dass der Schwerpunkt Ihrer Umsätze im Geschäft mit gewerblichen Kunden liegen soll. Glauben Sie, dass dies auf Dauer die richtige Strategie ist?

Natürlich, das hat sich in der Historie gezeigt und wir sind diesbezüglich auch für die Zukunft gut gerüstet. Wir sehen uns strategisch im Lösungsbereich. Hier konnten wir in den vergangenen Jahren verstärkt Kompetenz aufbauen und die auf fast 5 Prozent angestiegene EBITDA Rendite gibt uns Recht.

Zur Zukunft - Die Geschäftsexpansion wird ja gerade durch das Cloud Computing getragen. Wie hoch ist der Prozentsatz Ihrer Kunden, die Sie bisher an die „Wolke" anschließen konnten?

Wir sind mit unserem Cloud Portfolio sehr breit aufgestellt, das heißt unsere Kunden nutzen verschiedene Cloud Angebote, von der IT-Architektur bis hin zu Cloud Services. Es gibt kaum noch jemanden, der keine Cloud Techniken einsetzt. Die Durchdringung mit Cloud Techniken nimmt zu und das ist auch ein wesentlicher Grund für das Wachstum des B2B Marktes

In Q3 lag das organische Wachstum bei 9,5 Prozent. Dies dürfte einen eindeutigen Firmenrekord darstellen. Sind diese Wachstumsraten des internen Wachstums auf Dauer haltbar?

Wenn sich die Konjunktur  tatsächlich im nächsten Jahr eintrüben wird, wovon die meisten Experten aus heutiger Sicht ausgehen, rechnen auch wir vor diesem Hintergrund mit einem moderaten Wachstum im Konzern. Der Basiseffekt wird natürlich ebenfalls spürbarer und es wird bei immer neuen Rekordmarken auch anspruchsvoller werden, noch eine Schippe drauf zu legen wie man so schön sagt. Wir sind aufgrund unserer Positionierung aber in der Lage schneller als der Markt zu wachsen.  

Wenn das vorhandene Geschäft so gut läuft, müssen Sie dann überhaupt noch akquirieren, da Akquisitionen doch immer mit erheblichen Risiken verbunden sind?

Akquisitionen gehören grundsätzlich auch weiterhin zu unserer Wachstumsstrategie, vorausgesetzt die Konditionen sind vernünftig und das Unternehmen ist gut integrierbar. Momentan bekommen wir wieder sehr viele Projekte auf den Tisch, allerdings entsprechen diese Angebote oft nicht unseren Preisvorstellungen. Das ändert sich in der Regel, wenn die Konjunktur abflacht. Dann werden auch wir wieder aktiver akquirieren als in 2011. Anders herum bedeutet das, wir warten weiter ab und kümmern uns intensiv um unser bestehendes Geschäft, was - wie man sieht - ebenfalls zu einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse geführt hat.

Charttechnisch steht die Aktie kurz vor einem Kaufsignal. Wird diese attraktive Position auch durch fundamentale Wachstumschancen unterstützt?

Trotz aller Spekulationen über die weitere konjunkturelle Entwicklung haben wir momentan den Eindruck, dass IT-Investitionen weiter laufen. Wir sehen zum heutigen Zeitpunkt keine Abschwächung. Der Oktober und  der November waren bzw. sind im Auftragseingang über Plan. Die Auslastung im Dienstleistungsbereich ist ebenfalls nach wie vor sehr hoch.  Wir sind damit sehr gut gewappnet für den Fall, dass die Wirtschaft an Schwung verliert. Außerdem haben wir unsere Wachstumsstärke schon in den Jahren 2008 und 2009 bewiesen und gezeigt, dass wir mit unserem stabilen Dienstleistungsgeschäft konstante Erträge erwirtschaften und auf der Kostenseite flexibel genug sind, uns an eine rückläufige Konjunktur und Investitionsbereitschaft der Unternehmen anpassen zu können. Als eines von wenigen Unternehmen konnten wir auch 2008 und 2009 Umsatz und Gewinn steigern.

Nach jahrelangem Ringen ist CANCOM salonfähig geworden. Die Beteiligungen von J.P. Morgan und Alliance Global Investors (AGI) unterstreichen dies. Wie laufen die Gespräche mit Institutionellen Investoren ?

Wir konnten mittlerweile neue Investoren kennenlernen, die uns  noch vor einiger Zeit nicht auf dem Schirm hatten. Die Aufmerksamkeit ist spürbar gestiegen, insbesondere international. 

Hauck & Aufhäuser schätzt den fairen Kurswert bei 16 Euro, dies wäre fast 100 Prouent Kurspotential - Ihre Meinung dazu?

Das KGV, mit dem wir aktuell bewertet werden, ist zu niedrig und preist eine Abschwächung des Marktes ein. Wenn diese nicht kommt kann der Kurs wieder steigen, wenn sie kommt werden wir unsere Gewinne in sinnvolle Akquisitionen investieren, um nach der Krise deutlich höhere Gewinn als heute ausweisen zu können. Dem langfristigen Investor kann es entsprechend egal sein, was die aktuellen politischen Börsen kurzfristig einpreisen.

Herr Weinmann, vielen Dank für das Gespräch.

Kaufsignal voraus?

Die fundamentalen Rahmenbedingungen stimmen bei Deutschlands Top-3-Systemhaus. Auch aus charttechnischer Sicht könnte sich bald etwas tun. Dazu müsste der Kurs die Abwärtstrendlinie bei 9,00 Euro nach oben durchbrechen. Dann wäre mittelfristig ein Angriff auf die alten Hochs bei 11,50 Euro denkbar. Mit Stopp bei 7,50 Euro ist die Aktie eine Spekulation wert.

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