Nach einer starken Entwicklung im vierten Quartal und einem vielversprechenden Jahresauftakt dürfte beim IT-Systemhaus Cancom bald eine Prognoseerhöhung folgen. DER AKTIONÄR hat bei Vorstandschef Klaus Weinmann nachgehakt.
CANCOM hat im letzten Quartal 2010 eine atemberaubende Entwicklung hingelegt. Bei einem Umsatzplus von mehr als 40 Prozent und bei Ergebniskennziffern, die im Jahresvergleich über 80 Prozent Wachstum aufweisen, konnte CANCOM 2010 das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte aufweisen. Die Frage ist jetzt, kann das Jahr 2011 das letztjährige Rekordjahr nochmals toppen? DER AKTIONÄR hat nachgefragt.
DER AKTIONÄR: Herr Weinmann, Gratulation zum letzten Geschäftsjahr. Was waren die wichtigen Wachstumstreiber für die noch nie dagewesenen Umsatz- und Ertragszuwächse?
Klaus Weinmann: Die hervorragende Umsatz- und Ergebnisentwicklung ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Zum einen waren es Nachholeffekte und steigende IT-Ausgaben der Unternehmen. Die anziehende Konjunktur hat dabei sicherlich ebenso ihren Anteil daran gehabt wie Produktneuheiten, beispielsweise das neue Microsoft Betriebssystem Windows 7 oder das Apple iPad. Ein wesentlicher Treiber war auch das Thema Cloud Computing, wo wir mit unserer CANCOM AHP Private Cloud Lösung bestens positioniert sind und deshalb bei vielen Kunden punkten konnten.
Wann werden Sie die endgültigen Zahlen vorlegen können?
Wir sind momentan mitten in den Arbeiten zum Jahresabschluss und werden ihn wie angekündigt am 31. März 2011 auf der Bilanzpresse- und Analystenkonferenz in Frankfurt vorstellen.
Wie hat sich der Januar 2011 entwickelt?
Das neue Jahr ist für uns gut gestartet. Die Auslastung der Consultants ist so gut wie noch nie. Im Januar konnten wir beim Umsatz erneut spürbar besser als von uns selbst erwartet zulegen. Die endgültigen Zahlen liegen nicht vor, aber der Ertrag ist nach unserer vorläufigen Einschätzung zur Freude der Aktionäre gewachsen.
Welche Erwartungen haben Sie für das Gesamtjahr 2011?
Zunächst gehen wir aus heutiger Sicht für das erste Quartal davon aus, die Vorjahreswerte erneut deutlich zu übertreffen. Ich denke, dass die IT-Nachfrage auch darüber hinaus anhalten wird und die Gesamtwirtschaft weiter wächst. Kurz gesagt, ich bin für das Gesamtjahr 2011, was die Entwicklung von CANCOM angeht, optimistisch. Wir werden auch weiterhin überdurchschnittlich und auch besser wachsen als der Markt.
Wird es notwendig sein, die Guidance zu erhöhen oder wollen Sie da noch etwas Zeit verstreichen lassen?
Das werden wir mit den finalen Ergebnissen für 2010 nochmals überprüfen. Aber nachdem wir bereits im vergangenen Geschäftsjahr beim Umsatz und EBITDA unsere eigene Guidance für 2011 übertroffen haben, ist die Erhöhung der Guidance für das laufende Geschäftsjahr sehr wahrscheinlich.
Warum haben Sie trotz all der verbesserten Aussichten vor kurzem Aktien verkauft?
Zunächst haben die Aufsichtsräte Kober ihre CANCOM Aktien aufgrund von Erbschaftssteuerverpflichtungen veräußert. Ich war deshalb für die Umplatzierung in den letzten zwei Wochen auf Roadshow in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und UK und bin dort auf sehr gute Resonanz für unsere Aktie gestoßen. Wie Sie wissen, hat sich J.P.Morgan Asset Management bereits im letzten Jahr mit mehr als 5 Prozent bei uns engagiert. Dies hat uns auch einen erheblichen Kursschub gebracht und viel Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Aufgrund der starken Nachfrage seitens der institutionellen Investoren habe ich nun ebenfalls Aktien abgegeben. Letztendlich erfolgte der Verkauf zur Diversifikation meines privaten Vermögens, in dem die CANCOM Aktien durch den starken Kursanstieg in den letzten Monaten eine zu starke Gewichtung in meinem Portfolio bekommen hatten.
Werden Sie demnach so engagiert arbeiten, wie Sie es in den letzten 15 Jahren getan haben?
Mich hat der Erfolg angespornt, aus dem von mir gegründeten Start-up das drittgrößte deutsche IT Systemhaus zu formen. Wir sind mit unserem Wachstum noch lange nicht am Ende. Wir wollen das Unternehmen mittelfristig zur Umsatzmilliarde führen. Mit dem aktuellen konjunkturellen Rückenwind und der guten Positionierung im Cloud Umfeld sind wir motivierter als je zuvor. Außerdem ist trotz des Verkaufs CANCOM nach wie vor die mit Abstand wichtigste Position in meinem Depot. Deshalb werde ich auch in Zukunft besonderen Wert auf eine gute Performance der CANCOM Aktie legen.
Herr Weinmann, besten Dank für das Interview.
Kaufenswert
Vor dem Hintergrund der guten Zahlen für 2010 und der zu erwartenden Prognoseanhebung für das Jahr 2011 ist Cancom weiterhin kaufenswert. Die Analysten von Hauck&Aufhäuser Research sehen ein Kursziel von 13,50 Euro. Ein Stopp bei 8,00 Euro sichert Neuengagements bei der Altempfehlung des AKTIONÄRS ab.