Chinesische Autobauer wie BYD und SAIC werden nach Einschätzung des Autoexperten Werner Olle bald dem Beispiel Teslas folgen und Werke in Europa bauen. Bei der Wahl des Standorts für eine neue Autofabrik habe Deutschland sehr gute Chancen, sagte der Forscher des Chemnitz Automotive Institutes der Deutschen Presse-Agentur. Zwar seien die Energiekosten in der Bundesrepublik hoch. "Wichtigstes Kriterium ist aber die hohe Automobilkompetenz." Dazu gehöre das enge Netz an Zulieferern und das Potenzial an Fachkräften. Chinesische Autos "made in Germany" seien für die Hersteller ein Qualitätsthema und ein wichtiger Imagefaktor.
Laut Olle steigen Chinas Autoexporte seit 2021 deutlich. Europa gerate als Zielmarkt immer stärker in den Fokus. "Ab 2025 wird China zu einem Netto-Exporteur, Europa hingegen zum Netto-Importeur." Denn China hat bei den immer wichtiger werdenden E-Autos Wettbewerbsvorteile. Dazu gehören laut Olle neben der Größe des chinesischen Marktes, der entsprechende Kostenvorteile ermögliche, die Verfügbarkeit wichtiger Teile - von Rohstoffen über Batterien bis zu Halbleitern.
Massenmarkt als Chance
Nachdem die chinesischen Hersteller bei E-Autos den eigenen Markt dominierten, sei der Eintritt in ausländische Märkte der nächste logische Schritt, erklärte Olle. Hier stünden sie zwar noch am Anfang. In den kommenden Jahren seien aber starke Steigerungen zu erwarten. So beschäftigten sich die Hersteller intensiv mit dem Aufbau von Vertriebs- und Servicestandorten auch in Deutschland. Zudem besetzten sie bei Elektroautos die Marktsegmente mit hohem Volumen, die europäische Hersteller bisher vernachlässigt hätten. "Das ist eine riesige Chance für chinesische Hersteller."
Der nächste Schritt sei der Aufbau eigener Fertigung im Ausland, erläuterte Olle. "Dieser Schritt wird in den nächsten zwei bis drei Jahren folgen, um bei weiter ansteigenden Absatzzahlen auf ausländischen Märkten diese Marktposition zu sichern und auszubauen." Mehrere Hersteller hätten konkrete Pläne. Dazu nannte er SAIC, BYD und Great Wall Motors. Bei BYD könnte schon bis Jahresende eine Entscheidung für ein neues Werk in Europa fallen, sagte Olle.
Auch der Hersteller Nio hatte auf der Automesse IAA im September angekündigt, einen Schritt weiter zu gehen. Wenn der Absatz die Marke von 100 000 Fahrzeugen erreiche, könne sich eine Fabrik in Europa rentieren, hatte Europachef Hui Zhang erklärt.
DER AKTIONÄR hat im Hinblick auf die weitere Entwicklung des EV-Marktes in China und die Expansion der chinesischen Hersteller einen Favoriten: BYD.
Die BYD-Zahlen für das dritte Quartal waren gut, die Bruttogewinnmarge lag bei 22,3 Prozent. Angesichts des diversifizierten Portfolios mit dem Roll-out neuer Modell wird und dem Kostenvorteil wird BYD aller Voraussicht nach den chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge in naher Zukunft weiter dominieren.
BYD kommt darüber hinaus mit großen Schritten nach Europa. Das Exportvolumen könnte in diesem Jahr auf 200.000 Einheiten - das wären rund 7 Prozent der gesamten Verkäufe - und 400.000 Einheiten im nächsten Jahr klettern.
Die Autos sind hipp, stylisch und am Puls der Zeit. Vielleicht auf die Software bezogen nicht ganz so heiß wie die Stromer von Tesla. Die Wachstumsraten jedoch sind top und neue Modelle kurbeln die Verkaufszahlen weiter an.
BYD hat es in den letzten Quartalen geschafft, die Margen zu verbessern. Möglich wurde das durch Skaleneffekte sowie der hohe Fertigungstiefe inklusive der Entwicklung und Fertigung eigener Batterien (Blade-Battery).
BYD kommt für 2024 auf ein KUV von 1,3 und ein KGV von 22. Aus charttechnischer Sicht steckt die Aktie seit August in einem Seitwärtstrend zwischen 227 und 260 Hongkong-Dollar fest. Ein Break der Marke von 260 Hongkong-Dollar würde neues Potenzial freisetzen.
(Mit Material von dpa-AFX).