Die Bundesliga will sich für Investoren öffnen. So wird nun eifrig darüber debattiert, ob bis zu 15 Prozent der TV-Gelder für die nächsten 20 Jahre an ein Unternehmen verkauft werden, welches der Liga dafür sofort bis zu 3,0 Milliarden Euro zu Verfügung stellt. Doch der mögliche kurzfristige Geldsegen ist äußerst umstritten.
BVB-Chef und DFL-Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Watzke hatte sich kürzlich erneut sehr positiv zu einem derartigen Deal geäußert. Auch andere Bundesligisten sehen in einem derartigen Schritt eher Vor- als Nachteile.
Grundsätzlich ist aber natürlich davon auszugehen, dass sich die bietenden Private-Equity-Firmen (zum Kreis sollen auch Branchenriesen wie Blackstone oder CVC gehören) durchaus eine ordentliche Rendite ausrechnen. Ihr Kalkül dürfte sein, dass die TV-Einnahmen in den kommenden Jahren nach der kurzen corona-bedingten Unterbrechung weiter kräftig steigen werden wie in den Jahren zuvor. Dann hätte sich ihr Risiko, den 36 Clubs nun einen großen Batzen in Aussicht zu stellen, gelohnt. Die Vereine hätten dann hingegen einen schlechten Deal gemacht.
Auch deshalb kritisieren viele Funktionäre und auch Fans das Vorhaben. Einer der prominentesten Kritiker ist Eckard Sauren, bekannter Fondsmanager und Vizepräsident des 1. FC Köln. Der Finanzexperte kritisierte in der Süddeutschen Zeitung: "Aus einem Hundert-Euro-Schein wird auf Dauer ein 85-Euro-Schein. Der Einmalzahlung stehen die 15 Euro gegenüber, die für Jahrzehnte verloren gehen." Er warnt zudem vor einem Rattenrennen.
Die Gretchenfrage: Wie wird das Geld aufgeteilt?
Die entscheidende Frage lautet aber vor allem: Welcher Verein der 36 Erst- und Zweitligisten (und was mit Drittligisten geschieht, die aufsteigen) erhält von der möglichen Vorauszahlung eines Investors welchen Anteil. Borussia Dortmund erhält aktuell etwa diese Saison 80 Millionen Euro, der FC Bayern sogar 90 Millionen Euro. Zum Vergleich: Vereine wie der VfL Bochum oder Werder Bremen müssen sich mit lediglich 33 beziehungsweise 36 Millionen Euro begnügen.
Wendet man diesen Verteilungsschlüssel auch auf die Einmalzahlung an, so winkt den Dortmundern und auch Vereinen wie dem finanziell ohnehin schon in einer anderen Liga spielenden Bayern ein äußerst üppiger Batzen. Dieser würde dazu führen, dass die Schere noch einmal deutlich weiter auseinandergeht. Und gerade dies stößt bei vielen der 36 Bundesligisten auf mitunter heftige Kritik. So betonte etwa der Finanzchef von Fortuna Düsseldorf Arnd Hovemann: "Wenn wir das Geld so aufteilen, würden wir uns ins eigene Knie schießen, weil die Schere zwischen großen und kleinen Klubs dann sogar noch weiter auseinandergeht, als das ohnehin schon aktuell der Fall ist. Dann besteht die Gefahr, dass schon bald der Kipppunkt erreicht wird, bei dessen Überschreiten es zu Zuschauerrückgängen kommen wird. Die Wettbewerbsbalance ist ohnehin bereits seit Jahren im Sinkflug."
Sollte es zu einem Deal kommen und die TV-Gelder nach dem bisherigen Schlüssel aufgeteilt werden, könnte es der BVB-Aktie kurzfristig zusätzlichen Rückenwind verleihen. Sollten die großen Clubs wie Borussia Dortmund, der FC Bayern München & Co allerdings prozentual weniger von der Einmalzahlung als nach der bisherigen Aufschlüsselung erhalten, wäre es für den BVB natürlich ein schlechtes Geschäft.
Grundsätzlich bleibt es dabei: DER AKTIONÄR hält den Abschlag von 50 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau für ungerechtfertigt, da der BVB nicht mehr unter den Folgen leidet und wieder profitabel wirtschaften kann. Sollte zudem Jude Bellingham tatsächlich für mehr als 100 Millionen Euro verkauft werden, dürfte das dem Kurs einen weiteren Schub verleihen. Mutige können weiterhin zugreifen (Stopp: 3,10 Euro).