Kurz nach der Auslosung der Champions-League-Viertelfinals gab der scheidende BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ein Interview, in dem er erklärte, dass ein weiteres deutsch-deutsches Finale in Wembley zwischen Borussia Dortmund und Bayern München wie schon 2013 eine schöne Sache wäre. Doch die Zeiten für den BVB seither sind deutlich härter geworden.
Zwar ist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass sich der BVB in das Finale vorkämpft, die Chancen sind aber dennoch praktisch von Saison zu Saison geringer. Aktuell ist sogar fraglich, ob sich die Dortmunder überhaupt für die Champions League in der kommenden Saison qualifizieren können. Denn der Vorsprung auf den Tabellenfünften RB Leipzig beträgt nur einen Zähler und man hat das weitaus kompliziertere Restprogramm mit allen Top-Mannschaften der Liga.
RB Leipzig ist ein gutes Beispiel dafür, was sich in den elf Jahren seit 2013 massiv verändert hat. Der von einem Getränkeimperium umfangreich finanzierte Konkurrent kickte damals noch in der 3. Liga. Nun sind die Sachsen neben Dauermeister Bayern München eigentlich fast eine Art „natürlicher Vertreter“ in der Champions League. Dazu gesellt sich meist noch ein Bayer Leverkusen, ebenfalls ein Verein mit einem potenten Geldgeber im Rücken. Rutscht dann mit dem VfB Stuttgart wie in dieser Saison einmal ein weiterer Club in die Top 4 vor, wird es schnell sehr eng für den BVB, um sich für die äußerst lukrative Königsklasse zu finanzieren.
Und auch international ist die Konkurrenz durch von Oligarchen oder gleich ganzen Staaten finanzierten Clubs deutlich größer geworden.
Vier Jahre nach dem deutschen Finale in Wembley kaufte sich der von Katar üppig finanzierte Hauptstadt-Club Paris Saint-Germain für 222 Millionen Euro Neymar – und gab wenig später für Kylian Mbappé satte 180 Millionen Euro aus. Einige ausländische BVB-Konkurrenten im Ausland haben in den vergangenen Jahren mehrere Transfers in dreistelliger Millionenhöhe getätigt. Hingegen liegen die höchsten Ablösesummen, welche die Dortmunder zahlten, bei 30 bis 35 Millionen Euro.
2013 ging man noch davon aus, dass die Regeln des Financial Fairplay noch gelten, doch PSG und vor allem Manchester City fanden immer wieder Möglichkeiten, die laxen Vorschriften zu umgehen. Falls dies nicht ging, konnte etwa Manchester City stattdessen – welch Ironie – einfach eine Geldstrafe bezahlen und anschließend wie gewohnt weiterhin Jahr für Jahr selbst für neue Außenverteidiger 40 plus x Millionen Euro ausgeben.
Kurzum: Ein Verein, der sich wie der BVB selbst finanzieren muss und dennoch im Inland mit Bayer (Leverkusen) und Red Bull (Leipzig) konkurrieren muss und im Ausland mit Katar (PSG), mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (Manchester City) oder Saudi-Arabien (Newcastle), wird es schwer haben, gleichzeitig noch schwarze Zahlen zu schreiben. Für die Aktie sind dies letztlich keine guten Voraussetzungen. Sie bleibt daher weiterhin nur etwas für Mutige (Stopp: 3,10 Euro).