Infineon hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 zurückgezogen. Die konkreten negativen Effekte der Corona-Pandemie sind aktuell nicht verlässlich zu quantifizieren. Langfristige Wachstumstreiber wie Elektromobilität, Internet der Dinge oder Erneuerbare Energien bleiben aber intakt. Analysten haben ihre Gewinnschätzungen überarbeitet und senken vor diesem Hintergrund ihre Kursziele.
Infineon-Vorstand Reinhard Ploss hatte bereits vor Ausbruch der Coronakrise ein schwieriges erstes Geschäftshalbjahr in Aussicht gestellt. Er war dabei davon ausgegangen, dass eine Erholung nicht vor der zweiten Jahreshälfte – also ab Juli 2020 – einsetzen werde. Trotzdem hatte der Konzernchef für das laufende Geschäftsjahr ursprünglich mit einem Umsatzanstieg von drei bis sieben Prozent gerechnet.
Doch auch Infineon musste die Prognose wegen der Coronakrise und ihren Auswirkungen überarbeiten. Nun geht der Konzern für das laufende zweite Quartal (bis 31. März) davon aus, dass die Erlöse nur am unteren Ende der angepeilten Spanne liegen werden. Der zu erwartende verminderte Umsatz wird auch die Profitabilität belasten, da Leerstandskosten im Vergleich zu den bisherigen Annahmen höher liegen werden. Die bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung werden fortgeführt. Schritte zur Sicherung der Profitabilität und zur Stärkung des Cash-Flows erhalten dabei hohe Priorität.
Die meisten Analysten haben ihre Schätzungen bereits überarbeitet und ihre Kursziele gesenkt. Zu den größten Pessimisten zählen die Experten von Kepler Cheuvreux. Das Analysehaus hat das Kursziel von 16 auf 14 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Hold" belassen. Als Grund für die erneute gesenkten Schätzungen wurde die schwächeren Trends im Geschäft mit der Automobilbranche angeführt.
Dauer-Bulle David Mulholland von der UBS halt dagegen unverändert an seinem fairen Wert von 24,50 Euro und seiner Kaufempfehlung fest. Die Streichung des bestehenden Ausblicks sei angesichts der Umstände nicht verwunderlich, so der Analyst. Enttäuschend sei jedoch, dass der Halbleiterhersteller sich nicht zu seiner bisher soliden Bilanzqualität ausgelassen habe.
Die Infineon-Aktie zeigte sich zuletzt extrem volatil. Kein Wunder: Aktien aus der Chipbranche gelten in der Regel als sehr schwankungsanfällig. In Phasen rascher und hoher Kursverluste trennen sich Anleger bevorzugt von solchen volatilen Titeln, um die Risiken im Portfolio zu minimieren. Entsprechend hoch fallen dann die Kursgewinne in Phasen der Erholung aus. Das haben die letzten Handelstage eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Kurzfristig hat sich die Lage aber etwas beruhigt. Die Ausschläge werden kleiner. Die Aktie, die noch immer unter dem Kepler-Kursziel notiert, arbeitet an einem nachhaltigen Comeback. Ob und wann der Kurs dabei das UBS-Ziel ansteuern kann ist fraglich. Anleger mit Weitblick können daber weiter auf die Infineon-Aktie bauen. Infineon will spätestens am 5. Mai ein frisches Update geben.