Auch nach dem Erfolg beim überraschenden Einstieg bei Apple hat man bei Berkshire Hathaway nicht nur Augen für aufstrebende Tech-Aktien. In klassischer Buffett-Manier ist die Berkshire-Tochter Columbia Insurance nun beim gestrauchelten Immobilienfinanzierer Home Capital eingestiegen.
„Reich wird, wer in Unternehmen investiert, die weniger kosten, als sie wert sind“, soll Warren Buffett einmal gesagt haben – der Mann muss es wissen, schließlich zählt er zu den reichsten Menschen der Welt. Aktien unter ihrem intrinsischen Wert zu kaufen ist eine der zentralen Thesen des Value-Investing-Ansatzes, der Buffett und seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway seit Jahrzehnten so erfolgreich macht.
Genau nach diesem Muster ist die Berkshire-Tochter Columbia Insurance nun bei der kanadischen Home Capital Group eingestiegen. In zwei Tranchen will Berkshire für rund 400 Millionen Kanadische Dollar (rund 269 Millionen Euro) insgesamt etwa 38 Prozent der Anteile an dem Kreditunternehmen übernehmen.
Turnaround nach Beinahe-Pleite
Im April war Home Capital nach einer Gewinnwarnung und Betrugsvorwürfen heftig unter Druck geraten. Der Aktienkurs des Unternehmens war innerhalb weniger Tage um bis zu 70 Prozent eingebrochen, zeitweise drohte sogar die Pleite. Erst in der vergangenen Woche war durch die Zahlung von über 30 Millionen Kanadischer Dollar (rund 20,3 Millionen Euro) eine Einigung mit Behörden und Investoren getroffen worden und der Startschuss für die Erholung des Aktienkurses gefallen.
Einstieg mit Discount
Laut der Nachrichtenagentur Reuters will die Berkshire-Tochter im Schnitt 10,00 Kanadische Dollar pro Home-Capital-Aktie bezahlen – ein deutlicher Abschlag auf den Schlusskurs vom Mittwoch von 14,94 Kanadische Dollar. Im Gegenzug kann Berkshire keine Vorstandsmitglieder ernennen und erhält „nur“ einen Stimmrechtsanteil von 25 Prozent.
Um den Deal ein bisschen schmackhafter zu machen, legt die Buffett-Holding noch einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Kanadische Dollar (rund 1,35 Milliarden Euro) für die Home-Capital-Tochter Home Trust oben drauf. Damit soll nach Unternehmensangaben ein Notkredit zu wesentlich schlechteren Bedingungen abgelöst werden.
Starke Assets, die Fähigkeit, gutlaufende Hypotheken zu gewähren und zu garantieren und die führende Stellung in einem wachsenden Markt machten Home Capital zu einem äußerst attraktiven Investment, so Buffett in einem Statement. Brenda Eprile, Vorstandsvorsitzende von Home Capital, wertete das Investment als „starken Vertrauensbeweis“.
Buffett hat einfach drauf
Nachdem Berkshire Hathaway mit dem Einstieg bei Apple oder den US-Airlines zuletzt eher ungewöhnliches Terrain betreten hatte, ist der Einstieg bei Home Capital in jeder Hinsicht ein Schritt in klassischer Buffett-Manier. Der 86-Jährige hat es einfach raus – entsprechend bleibt die Berkshire-B-Aktie ein hervorragendes Langfrist-Investment für konservative Anleger.