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14.09.2023 Thorsten Küfner

BP: Tochter Aral lässt aufhorchen

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BP

Der überraschende Rücktritt von Konzernchef Bernard Looney bestimmte gestern die Schlagzeilen um den Energieriesen BP. In diesem Zusammenhang ging fast etwas unter, welch ambitionierte Pläne die Tochtergesellschaft verkündet hat. So will Deutschlands größte Tankstellenkette Aral will bei den Ultraschnellladepunkten kräftig Gas geben. 

Demnach will das Management die Zahl der Ladepunkte mit mindestens 150 Kilowatt Ladeleistung bis 2030 mehr als verzehnfachen. Das aktuelle Netz von mehr als 1.700 Ladepunkten solle bis 2025 auf 5.000 Ladepunkte und bis 2030 auf bis zu 20.000 Ladepunkte wachsen, teilte die Muttergesellschaft BP Europa am Mittwoch in Bochum mit. Voraussetzung sei, dass die Behörden das Tempo bei Genehmigung und Netzzugang weiter beschleunigten. Geplant sei auch, speziell für Elektro-Lkw entwickelte Ladelösungen sowie andere CO2-ärmere Energien zum Antrieb von Fahrzeugen anzubieten.

Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa beklagte BP Europa-Chef Patrick Wendeler eine oft zu lange Verfahrensdauer beim Ausbau des Ladenetzes. "Es gibt aktuell eine zweistellige Anzahl von Standorten, die live gehen könnten, die aber noch auf Netzanschlüsse oder Genehmigungen warten müssen." Je nach Bundesland und regionalem Energieversorger seien die Genehmigungsverfahren sehr komplex. "Teilweise warten wir bis zu zwei Jahre auf eine Genehmigung", sagte der 51-Jährige.

Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gab es Anfang Juli in Deutschland knapp 101.000 öffentliche Ladepunkte für E-Autos, davon waren rund 10.300 Ultraschnellladepunkte, also Lademöglichkeiten mit einer Ladeleistung von 150 Kilowatt oder mehr. In Deutschland unterhalten laut Bundesnetzagentur knapp 6.500 Betreiber öffentlich zugängliche Ladepunkte. Jeweils mehrere Tausend öffentliche Ladepunkte betreiben etwa die Energieversorger EnBW, Eon oder EWE sowie der E-Autohersteller Tesla .

Der britische Ölkonzern BP teilte am Mittwoch neben seinen deutschen Ladesäulen-Plänen Eckpunkte zum Umbau seiner Deutschland-Tochter zu einem "integrierten Energieunternehmen" mit. Demnach sollen Produktion und Verkauf von Raffinerieprodukten Hauptgeschäftsfelder bleiben. Sie sollen durch wachsende CO2-ärmere Geschäftsbereiche ergänzt werden, hieß es. In Richtung 2030 sehe er eine "breitere Aufstellung" von BP in Deutschland, sagte Wendeler laut der Mitteilung.

Das Unternehmen kündigte in Deutschland Investitionen von bis zu zehn Milliarden Euro bis Ende 2030 an. Neben dem weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur soll das Geld unter anderem in das Wasserstoff-Geschäft, die Entwicklung von Offshore-Windprojekten sowie Investitionen in die Produktion von Biokraftstoffen und nachhaltigerem Flugkraftstoff fließen. Die beiden BP-Raffinerien in Lingen und Gelsenkirchen würden weiterhin Kraftstoffe, Heizöl und chemische Produkte liefern und gleichzeitig die Produktion von CO2-ärmeren Produkten erhöhen, hieß es. Konventionelle Kraftstoffe würden "heute, 2030 und darüber hinaus benötigt", betonte das Unternehmen.

"Deutschland ist ein Kernmarkt für BP", erklärte der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende BP-Chef Looney laut der Mitteilung. Die Investitionen in Deutschland würden erhöht, um mehr CO2-ärmere Energie und Produkte anzubieten. Außerdem investiere man in das "heutige Energiesystem", um die Nachfrage zu bedienen. "Wir glauben, dass unsere Strategie als integriertes Energieunternehmen der beste Weg ist, Deutschlands ambitionierte Ziele für die Energiewende und seinen Wunsch nach Versorgungssicherheit zu unterstützen."

BP Europa gehört zum weltweit tätigen BP-Konzern. In Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Polen, der Schweiz und in Ungarn beschäftigte das Unternehmen Ende 2022 rund 9050 Menschen, davon rund 3.850 in Deutschland.

BP (WKN: 850517)

Das Vorhaben von Aral passt zum Versuch des gesamten Konzerns, sich jetzt schon auf die kommende Energiewelt einzustellen. Inwieweit Looneys Nachfolger dessen ambitionierte Klimaziele ebenfalls verfolgen wird, dürfte spannend werden. Es bleibt indes dabei: Die Dividendenperle ist mit einem 2023er- und einem 2024er-KGV von 7 nach wie vor sehr günstig bewertet. Das Mitglied im Langfristigen Musterdepot ist daher ein klarer Kauf (Stopp: 4,60 Euro). 

Mit Material von dpa-AFX

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