Der kriselnde US-Flugzeughersteller Boeing lotet angesichts der Mängel an seinen 737-Max-Jets laut Insidern den Rückkauf seines Rumpfzulieferers aus. Vertreter von Spirit Aerosystems hätten mit Boeing gesprochen und inzwischen Banker als Berater engagiert, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Der Zulieferer hatte bis zum Jahr 2005 als Boeings Rumpfsparte fast 80 Jahre lang zum Konzern gehört. Dann verkaufte Boeing das Werk in Wichita (Kansas) mit weiteren Standorten an einen Finanzinvestor. Dieser brachte Spirit später an die Börse. Bis heute ist Boeing Spirits wichtigster Kunde.
Ausgelöst wurde die jüngste Krise von einem Beinahe-Unglück eines Boeing-Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max Anfang Januar. Dabei war mitten im Flug ein Rumpfteil herausgebrochen. Spirit fertigt rund 70 Prozent der Rumpfteile der 737-Max-Reihe. Schon zuvor hatte Boeing wegen Produktionsmängeln von Spirit die Auslieferungen des Flugzeugtyps teils wochenlang stoppen und monatelange Nacharbeiten vornehmen müssen.
Wie Bloomberg berichtet, prüfe Spirit auch einen möglichen Verkauf seines Werks in Nordirland, das Tragflächen für den weltgrößten Flugzeugbauer Airbus herstellt.
Der Kurs der Spirit-Aktie notiert nach den Neuigkeiten kurz vor Handelsschluss rund 15 Prozent nach oben. Viel mehr dürfte nicht drin sein, so Truist-Analyst Michael Ciarmoli: "Zu diesem Zeitpunkt ist es für uns unklar, warum BA einen Aufpreis zahlen würde, um SPR zu erwerben, sollte es zu einem Abschluss kommen." Ciarmoli könnte sich vorstellen Boeing Spirit zum 9-fachen seines geschätzten EBITDA für 2025 von 913 Millionen Dollar übernimmt. Das wäre ein Unternehmenswert von 8,2 Milliarden Dollar oder etwa 30 bis 31 Dollar pro Aktie.
Die Boeing-Aktie verliert 1,4 Prozent an Wert. Hier darf bezweifelt werden, dass der Rückkauf von Spirit die Probleme des Flugzeugherstellers auf der Stelle löst. "Wir glauben nicht, dass der Erwerb von Spirit eine kurzfristige Lösung für Boeing und die Bedenken bezüglich seiner 737-Max-Flugzeuge darstellt", sagte Ken Herbert von RBC Securities. Darüber hinaus würde ein Kauf die kurzfristigen Umsetzungsprobleme von Boeing verstärken, obwohl Spirit einst Teil des Konzerns war.
Die Spirit-Aktie schaut nach den Übernahmegerüchten technisch interessant aus. Allerdings dürfte ein potenzielles Kaufangebot nicht so hoch angesetzt werden. Was Boeing betrifft, ist Airbus vorzuziehen.
(mit Material von dpa-AFX)