Die Aktien von Boeing waren am Dienstag der Spitzenreiter im Dow Jones. Zuvor hatte der große Airbus-Konkurrent seine Auslieferungszahlen und seine Auftragsbilanz für das vergangene Jahr veröffentlicht. Eine kleine Bestellflut für den Krisen-Fliegertyp 737 Max sorgte für Überraschung. Zwei Analysten sind weiterhin zuversichtlich für Boeing.
Dank eines Comebacks des Krisenfliegers 737 Max und einer Erholung der Luftfahrtbranche von der Corona-Krise verbesserte der US-Flugzeugbauer seine Auftragsbilanz im vergangenen Jahr deutlich. Insgesamt erhielt Boeing nach eigenen Angaben 909 Flugzeugbestellungen – mehr als doppelt so viele wie in den beiden Vorjahren zusammen.
Unter Berücksichtigung von Stornierungen und Umbuchungen kamen unter dem Strich 535 Aufträge zusammen. Airbus hatte am Vortag 507 Nettobestellungen für 2021 bekanntgegeben. Damit lag Boeing erstmals seit 2018 wieder vor dem europäischen Rivalen.
Der US-Konzern erhielt zwar Anschub durch Frachtmaschinen und die Aufhebung von Startverboten für den Mittelstreckenjet 737 Max, der nach zwei Abstürzen mit 346 Toten bis November 2020 nicht abheben durfte. Jedoch wurde Boeing von neuen Problemen beim Modell 787 'Dreamliner' ausgebremst. Der Langstreckenjet kann wegen Produktionsmängeln schon seit Monaten nicht ausgeliefert werden.
Ihre Finanzergebnisse für das vierte Quartal wird The Boeing Company in zwei Wochen, am 26. Januar, veröffentlichen.
Die Europäer verteidigten allerdings ihre Spitzenposition bei den Auslieferungen mit weitem Abstand. Airbus übergab im vergangenen Jahr 611 Verkehrsflugzeuge an Kunden (DER AKTIONÄR berichtete), bei Boeing waren es lediglich 340.
Großauftrag von Allegiant Air
Der US-Flugzeugbauer startet auch gut ins neue Jahr. Die US-Billigfluggesellschaft Allegiant Air hat 50 Maschinen der 737-Reihe bestellt, teilte Boeing am vergangenen Mittwoch mit. Hinzu kämen Kaufoptionen für weitere 50 Exemplare. Bei der Bestellung entschied sich Allegiant Air den Angaben zufolge für die kürzeste Version 737-7 und die Billigflieger-Spezialausgabe 737-8-200, wie sie auch bei der irischen Ryanair zum Einsatz kommt.
Wenn von den 50 fest bestellten Maschinen je die Hälfte auf eine der beiden Versionen entfällt, hat der Auftrag laut Preisliste einen Wert von rund 5,6 Milliarden US-Dollar. Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen hohe Preisnachlässe üblich.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Papiere von Boeing mit einem Kursziel von 305 Dollar auf ihrer "Conviction Buy List" belassen.
Laut Analyst Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC stützt die Auftragsstärke die Aktienkurse der zivilen Flugzeugbauer. Mit Blick auf 2022 seien die zyklischen Fundamentaldaten weiter stark. Indem die Branche derzeit noch nicht die Volumina von vor der Covid-Krise erreicht habe, könnten einige der Lieferketten-Risiken kompensiert werden. Herberts Einstufung für die Boeing-Titel lautet "Outperform" mit Kursziel 275 Dollar. Diese Kurshöhe hatten die Papiere zuletzt im März 2021.
Boeing-Abwärtstrend noch intakt
Seitdem befinden sich die Anteile ungeachtet der jüngsten Kursaufschläge in einem intakten Abwärtstrend (siehe Chart). Um diesen zu brechen, müssten sie zunächst ihr Zwischenhoch aus dem November bei fast 234 Dollar knacken.
Am Mittwoch notiert die Boeing-Aktie vorbörslich etwas leichter bei 215,50 Dollar nach einem Dienstags-Schluss bei 216,02 Dollar.
Mit dem Kursaufschwung nach den Bestell- und Auslieferungszahlen für 2021 hat sich die Boeing-Aktie wieder von ihrer 50-Tage-Linie abgesetzt. Der Indikator für den mittelfristigen Trend verläuft derzeit bei 208,59 Dollar. Charttechnisch würde es jedoch erst oberhalb von 230 Dollar besser aussehen.
DER AKTIONÄR bevorzugt weiterhin die Airbus-Aktie unter den Flugzeugbauern. Die Europäer haben mit 7.082 Flugzeugen das deutlich vollere Auftragsbuch für Passagierflugzeuge.
(Mit Material von dpa-AFX)
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