BMW muss auf die Tube drücken. Vor allem in punkto Elektromobilität, Mobilitätsdienste und autonomes Fahren scheint der Münchner Autobauer der Konkurrenz etwas hinterher zu hinken.
Dabei sah es lange Zeit gut aus. BMW hatte sich unter Ex-Vorstand Norbert Reithofer in eine gute Ausgangsposition gebracht. Reithofer setzte frühzeitig auf das Thema Elektromobilität, brachte mit dem i3 ein vollelektrisches und dem i8 ein Hybrid-Auto auf den Markt. Unter Reithofers-Nachfolger Harald Krüger verspielte BMW den Innovationsvorsprung leichtfertig.
Die Entwicklung der BMW-Aktie spiegelt den Stillstand wider. Im laufenden Jahr und auf die vergangenen zwölf Monate hat sich das Papier schwächer entwickelt als der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts. Die Erholung der Branche um rund 10 Prozent in diesem Jahr hat BMW nicht nachvollzogen. Die Aktie liegt sogar rund 6 Prozent im Minus.
Bei deutlich unter 70 Euro ist das Papier derzeit weit weg vom Zwischenhoch bei 97,50 Euro Anfang 2018. Das Rekordhoch der BMW-Aktie lag im Frühjahr 2015 sogar bei 123,75 Euro.
Jetzt wird Oliver Zipse den Chefposten übernehmen. Zipse muss schnellstmöglich handeln. Zum Beispiel muss er das Sparprogramm umsetzen, mit dem bis Ende 2022 insgesamt 12 Milliarden Euro eingespielt werden sollen. Die Entwicklung neuer Modelle soll schneller werden, fast die Hälfte der heutigen Antriebsvarianten dürfte entfallen.
Weil der weniger CO2 ausstoßende Diesel bei den Verbrennern in Verruf geraten ist, kommt BMW jetzt mehr und mehr in Bedrängnis, die Emissionsziele der EU spätestens 2021 einzuhalten. 2018 meldete BMW einen Flottendurchschnittswert von 128 Gramm CO2-Ausstoß pro gefahrenem Kilometer. 2021 soll er europaweit im Schnitt bei 95 Gramm liegen.
Zudem drängt der US-Elektroautopionier Tesla vor allem mit seinem Massenmarktmodell Model 3 immer stärker in eine Domäne der Münchener vor, in die sportliche Premium-Klasse. Erst im kommenden Jahr kann BMW zudem mit dem iX3 den ersten Vollelektro-SUV liefern - und liegt damit hinter den Rivalen Mercedes-Benz (EQC) und Audi (E-tron).
Zipse übernimmt ein schweres Amt. Der 55-jährige Zipse wird am 16. August seinen Dienst antreten. Die Erwartungen sind hoch. Zipse gilt als führungsstarker Stratege und Analytiker. Viel Lob bekommt Zipse im Vorfeld von Ex-BMW-Vorstand Norbert Reithofer: Zipse werde dem Unternehmen "zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft verleihen.“
Was die Aktie betrifft, so hat das Papier die Konsolidierung nach dem letzten Aufwärtsimpuls hinter sich. Der nächste Widerstand liegt bei 68,67 Euro. Wird diese Hürde genommen, so kann die BMW-Aktie durchaus bis an die wichtige 200-Tage-Linie bei 70,83 Euro laufen.
Erst sobald diese wichtige Marke genommen wird, kann Entwarnung gegeben werden. Gleichzeitig würde das für die BMW-Aktie ein neues Kaufsignal bedeuten. Bis dahin heißt es noch abwarten!