BMW hat mit den Zahlen für das dritte Quartal gepatzt. Wegen der technischen Probleme mit Bremssystemen und der Schwäche auf dem wichtigen chinesischen Markt knickte der Konzernüberschuss um fast 84 Prozent auf 476 Millionen Euro ein. Der Umsatz schrumpfte wegen gesunkener Verkäufe um knapp 16 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Die Aktie ging in die Knie – und jetzt?
Selbst die niedrigen Erwartungen seien noch verfehlt worden, schrieb Analyst Patrick Hummel von der UBS nach dem Quartalsbericht. Sehr negativ wertete er den Cashflow, sein Kursziel lautet 75 Euro.
Der Konzernumsatz habe die Konsensschätzung verfehlt, wobei das Autogeschäft besser als erwartet gelaufen sei, schrieb Analyst Stephen Reitman von Bernstein Research. Auch die operative Ergebnismarge (EBIT) habe auf Konzernebene positiv überrascht. Derweil falle der Barmittelabfluss fast dreimal so hoch aus wie erwartet. Dementsprechend setzte Reitman sein Kursziel für die Aktie auf 86 Euro.
„Auch bei BMW fällt das operative Ergebnis im Autogeschäft im dritten Quartal mit einer Marge von 2,3 Prozent auf einen Tiefststand und ist noch schlechter als bei Mercedes. Der Einbruch der Fahrzeugverkäufe bei BMW um 30 Prozent in China im dritten Quartal zeigt im Verbund mit den anderen deutschen Autobauern, dass BMW, Mercedes, VW ein riesiges Problem haben, die Attraktivität ihrer Fahrzeuge in China“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institute in Bochum gegenüber dem AKTIONÄR.
Nachdem Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl für sich entschieden hatte, gab es für BMW und Co den nächsten Rückschlag.
Amerika ist der zweitgrößte Automarkt nach China. Jedes Jahr werden 17 Millionen neue Autos verkauft.
„BMW und Mercedes produzieren Ihre SUV in USA. Von daher bietet das bei ,America Only' einen gewissen Schutz. Aber bei Trump muss man aufpassen, denn dem könnte durchaus einfallen, die BMW 5er und 7er oder E-Klasse und S-Klasse-Limousinen mit (20+x)-Prozent Importzoll zu befrachten, was schon auch etwa Toyota-Lexus oder GM einen Vorteil verschaffen könnte“, sagt Auto-Experte Dudenhöffer.
Zumindest bestätigte das BMW-Management um Chef Oliver Zipse die Ziele für das Gesamtjahr. "Nach den außergewöhnlichen Belastungen im dritten Quartal geht unser Blick nach vorne: Im vierten Quartal nehmen wir trotz hoher geplanter Vorleistungen wieder Kurs auf ein stärkeres Ergebnis, um damit unsere Jahresziele zu erreichen", sagte der Manager.
Die BMW-Aktie hat in diesem Jahr bereits mehr als ein Viertel eingebüßt. Vor allem die Prognosesenkung im September hatte die Anleger geschockt.
BMW steckt dieses Jahr auch viel Geld in neue Modelle und Anlagen, um sich für den Start der neuen Elektroautogeneration "Neue Klasse2 im kommenden Jahr zu rüsten. Profi-Investoren beäugen die Cashflow-Kennzahl kritisch, weil sie ein Indikator für die aktuelle Finanzkraft eines Unternehmens ist und damit Aufschluss geben kann über eine mögliche Dividendenzahlung oder Aktienrückkäufe.
Die Lage für die deutschen Autohersteller trübt sich weiter ein. Allen voran im wichtigsten Automarkt der Welt China punkten die heimischen Hersteller BYD, Geely, Xiaomi mit ihren innovativen Modellen. BMW, Mercedes und Volkswagen brechen die Gewinne weg. Hintergrund: In den letzten Jahren erwirtschafteten die deutschen Hersteller rund 30 bis 35 Prozent ihrer Vorsteuergewinne in China. Auch der US-Markt könnte mehr und mehr zum Problem für BMW und Co werden.
Positiv ist hingegen für BMW zu werten, dass 2025 die "Neue Klasse" ausgerollt wird. Allerdings wird der Rollout nicht vor dem vierten Quartal 2025 erfolgen. Damit wird BMW aber einen Sprung nach vorne in Sachen Elektronik, Design und Software machen. Die Aktie ist derzeit auf der Suche nach einem tragfähigen Boden. Stärkere Unterstützungen warten im Bereich von 62,50 Euro und 66,50 Euro auf das Papier von BMW.