Der Autobauer BMW ist auf der Suche nach einem neuen Chef. Unter der Führung von Harald Krüger hat das Papier über 22 Prozent inklusive Dividendenzahlungen an Wert eingebüßt. Wie geht es jetzt weiter?
BMW-Vorstand Harald Krüger wird seinen Vertrag nicht verlängern. Der Kontrakt mit BMW läuft im April 2020 aus.
Unter Krügers Führung hat die BMW-Aktie rund 22 Prozent an Wert – Dividendenzahlungen eingerechnet - verloren, die Spitzenposition im Verkauf von Premium-autos musste BMW an den Erzrivalen Mercedes abgeben und in puncto Elektromobilität war BMW unter Krüger viel zu zögerlich. Dabei waren die Voraussetzungen gut: Ex-BMW-Vorstand Norbert Reithoher hat frühzeitig neue Trends gesetzt und mit seinem Team den Elektroflitzer i3 und das Hybridmodell i8 ins Rennen geschickt. Krüger hat die Steilvorlage leider nicht aufgenommen und im Anschluss den Innovationsvorsprung leichtfertig hergegeben.
Krüger hat nicht nur deshalb die Rückendeckung im Konzern verloren. Und jetzt? Der Aufsichtsrat von BMW wird sich in seiner Sitzung am 18. Juli mit der Nachfolge von Harald Krüger befassen. Favorit auf den Chefsessel ist aktuell wohl der 55-jährige Produktionsvorstand Oliver Zipse. Als weiterer interner Kandidat aus dem Vorstand gilt Entwicklungschef Klaus Fröhlich.
Fakt ist: BMW muss schnellstmöglich verlorenes Terrain zurückerobern. Der Deal mit Daimler ist ein erster richtiger Schritt. Zusammen wird man in Zukunft an selbst fahrenden Autos arbeiten. „BMW und Daimler bilden eine Premium-Strategie für autonomes Fahren. Wenn es gelingt eng zusammenzuarbeiten und einen echten Austausch zwischen BMW und Daimler zu schaffen, wäre das beachtenswert“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer auf Anfrage von DER AKTIONÄR.
Hinzu kommt: BMW will jetzt mit einem elektrische Mini angreifen. Der Elektroflitzer soll 32.500 Euro kosten und bis Ende des Jahres auf die Straße kommen. Damit tritt BMW in Konkurrenz zu VWs ID. 3 und Teslas Model 3. Endlich möchte man meinen! Das passt ins Bild.
Jedoch bleibt die Autobranche grundsätzlich schwierig. Es wird ein hartes Stück Arbeit, den Swing weg von den lukrativen Verbrennungsmotoren, hin zur Elektrifizierung der Produktpalkette und neuen Mobilitätsdiensten zu schaffen. Anleger sollten abwarten. Aus technischer Sicht, zeigt die VW-Aktie derzeit unter den deutschen Herstellern das beste Chance-Risiko-Verhältnis.
Was die BMW-Aktie betrifft, so hat sich das Papier in den letzten Wochen von ihren Tiefs gelöst und aus technischer Sicht die 50-Tage-Linie bei 66,41 Euro geknackt.
Ein neuer Vorstand kann der Aktie kurzzeitig durchaus Impulse verleihen. Die nächsten Widerstände liegen bei 67,37 Euro und 69,61 Euro.
Werden diese Hürden genommen, so kann die BMW-Aktie durchaus bis an die wichtige 200-Tage-Linie bei 72,02 Euro laufen. Erst sobald diese wichtige Hürde genommen wird, kann Entwarnung gegeben werden. Dazu braucht es aber auch operative Fortschritte von BMW.