Die meisten Marktteilnehmer sind der Ansicht, Autoaktien seien inzwischen extrem niedrig bewertet. Wenn man rein die Bewertungsmultiplen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Kurs-Umsatz-Verhältnis betrachtet, so mag das sein. Das wäre allerdings zu kurz gedacht. Denn die Marktanteile in China sinken, die Gewinne schmelzen dahin. Dennoch haben sich die Auto-Aktien zuletzt wieder etwas erholt. Ist alle im Kurs der BMW-Aktie eingepreist?
Nach dem September-Schock mit einer Gewinnwarnung seien die Erwartungen an BMW und auch den Sektor nun sehr niedrig, so Citi-Analyst Harald Hendrikse in seinem letzten Update zu BMW. Das aktuelle Margenziel von BMW liege unter dem 10-jährigen Schnitt, doch Risiken seien nach wie vor vorhanden, so Auto-Analyst Hendrikse.
Positiv blickt auch Analyst Romain Gourvil von der Privatbank Berenberg in die Zukunft. Der chinesische Markt bleibe schwierig, schrieb Gouvril in einer Studie nach einem Austausch mit dem Unternehmen im Rahmen einer Investorenkonferenz. Dies liege aber weniger am Portfolio von BMW oder der Strategie als an der schwachen Nachfrage der Verbraucher. Das Geschäft und
Europa stütze dagegen. Gouvril rät die Aktie zu halten. Sein Kursziel lautet 90 Euro.
DER AKTIONÄR ist der Ansicht, dass BMW mit seiner Technologie-Offenheit und Fokus auf der Weiterentwicklung von sowohl Verbrenner-, als auch Elektroantrieb gut im Rennen liegt. Allen voran der Rollout der Neuen Klasse verspricht Spannung und jede Menge Innovationskraft für die nächsten Jahre. BMW könnte mit den neuen Modelle einen großen Sprung in Sachen Design, Software und Elektronik machen.
Auch die Elektro-Strategie ist stimmig. 2023 verkauften die Münchner 376.183 Elektroautos, plus 74,4 Prozent zum Vorjahr. Damit betrug der Anteil der Stromer bereits 14,7 Prozent der gesamten Verkäufe.
Und auch in China hat BMW durchaus Chancen. Manager Oliver Zipse hat mit seinem Team noch alle Möglichkeiten, sich im Premiummarkt neu zu erfinden und sich neu aufzustellen, so dass die Gewinnerosion im Vergleich zu VW durchaus zu stoppen ist.
UBS: Zu viel Pessimismus
Ohnehin schien der Markt zuletzt möglicherweise etwas zu pessimistisch gegenüber den deutschen Premium-OEMs in China geworden zu sein. UBS-Analyst Hummel erwartet deshalb „einen Paradigmenwechsel hin zu kleineren, aber immer noch profitablen Geschäftsmodellen mit einem differenzierteren Produktangebot“.
Gewinnrevisionen wie zuletzt bei BMW gab es zuletzt en masse. Das Ende der Talsohle, was die Gewinnschätzungen angeht, ist aufgrund des schwierigen Umfelds noch nicht in Sicht. Dennoch sind einige Analysten optimistisch. BMW kann durchaus mit seiner Technologie-Offenheit punkten. Die Neue Klasse sollte neue Akzente setzen. Der Patzer von Anfang September sollte mittlerweile verdaut sein. Die Erholung der Aktie sollte anhalten.