Der kanadische Düngerkonzern Nutrien bekommt eine Kaufzurückhaltung der Landwirte in Nordamerika zu spüren. Nach einer eher kurzen Düngephase im Frühjahr säßen die Farmer auf höheren Kali-Lagerbeständen als üblich, weshalb sie sich bei Käufen zurückhielten, teilte der Konkurrent von K+S am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit.
Hinzu kämen Belastungen bei der Produktion von Stickstoffdünger durch Einschränkungen bei der Gasversorgung in Trinidad. Daher senkte Nutrien den Gewinnausblick. Die Aktien gerieten am Donnerstag im vorbörslichen US-Handel unter Druck.
Die Nutrien-Führung rechnet 2022 nun mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 12,2 bis 13,2 Milliarden US-Dollar, nach bisher avisierten 14,0 bis 15,5 Milliarden. Das wäre immer noch deutlich mehr als die 2021 erzielten 7,1 Milliarden. So profitieren Düngerhersteller schon länger von hohen Verkaufspreise, die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine noch weiter nach oben geschnellt waren, denn die mit Sanktionen belegten Staaten Russland und Belarus zählen zu den größten Kaliproduzenten der Welt.
Im abgelaufenen dritten Quartal stieg der Umsatz bei Nutrien um 36 Prozent auf knapp 8,2 Milliarden Dollar. Das operative Ergebnis kletterte im Jahresvergleich dank hoher Verkaufspreise um 50 Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Dollar. Unter dem Strich blieb mit knapp 1,6 Milliarden Dollar mehr als doppelt so viel hängen wie vor einem Jahr. Das geht auch auf eine Wertzuschreibung im Phosphat-Geschäft zurück, mit der eine frühere Wertberichtigung umgekehrt wurde.
Das Marktumfeld wird nun auch für die im laufenden Jahr regelrecht verwöhnten Kaliproduzenten etwas rauer. Dennoch ist das aktuelle Kalipreisniveau für Nutrien, K+S & Co letztlich aber weiterhin eine Lizenz zum Gelddrucken. Die Aussichten bleiben gut. Wegen des nun schwächeren Charts drängt sich bei Nutrien trotz der sehr günstigen Bewertung (2023er-KGV von 6) aktuell kein Kauf auf. Wer bereits investiert ist, sollte an Bord bleiben. Der Stoppkurs kann bei 70,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX