Die Investmentfirma Kerrisdale Capital hat am Mittwoch mit einer Short-Empfehlung für Riot Platforms für Aufsehen gesorgt. Belastet hat das die Aktie des Bitcoin-Miners allerdings nur kurz, auf Wochensicht steht bislang dennoch ein kleines Plus unter dem Strich. Kein Wunder, denn in der Mining-Branche greift das Übernahmefieber um sich.
Kerrisdale am Mittwoch in einer insgesamt 19-seitigen Studie gegen Bitcoin-Miner im Allgemeinen und Riot Platforms im Speziellen ausgeteilt. Dabei machte die Investmentfirma auch eine entsprechende Leerverkaufsposition öffentlich. Bei X (ehemals Twitter) verlieh sie dieser mit der Ankündigung eines „Kriegs gegen Bitcoin-Miner“ Gewicht. Die Riot-Aktie hat darauf mit einem kräftigen Rücksetzer um bis zu neun Prozent reagiert, konnte die anfänglichen Verluste aber noch am selben Tag nahezu vollständig ausgleichen (DER AKTIONÄR berichtete).
Am gestrigen Donnerstag ist sie rund 5,3 Prozent höher aus dem Wall-Street-Handel gegangen. Am heutigen Freitag trotzt sie sogar dem schwächelnden Gesamtmarkt nach den stärker als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten und klettert in der ersten Handelsstunde um rund ein Prozent auf 10,26 Dollar weiter nach oben. Riot notiert damit nun sogar höher als unmittelbar vor der Kerrisdale-Attacke.
Attacke abgeschüttelt – das sorgt für Fantasie
Dazu beigetragen hat zum einen die zwischenzeitliche Belebung beim Bitcoin, der zu Wochenbeginn die wichtige 70.000-Dollar-Marke zurückerobert hat und damit nun wieder auf Rekordkurs ist. Zum anderen rollt in der Mining-Branche derzeit womöglich eine Übernahmewelle an.
Riot selbst hat den Stein mit dem Übernahmeangebot für den kanadischen Rivalen Bitfarms in der Vorwoche ins Rollen gebracht. Dort lehnt man das Angebot zwar als zu niedrig ab, zumal sich laut Unternehmensangaben bereits weitere Interessenten gemeldet hätten. Das Management von Riot scheint sich davon aber nicht abbringen zu lassen, sondern hat die Beteiligung an Bitfarms in dieser Woche kurzerhand um zwei Prozentpunkt auf zwölf Prozent erhöht.
Seither mehren sich die Stimmen, die einen Bieterwettstreit und weitere Übernahmen unter den Minern erwarten. Lucas Pipes, Analyst beim Finanzdienstleister B.Riley, verweist etwa auf teils attraktive Stromverträge und günstigen Bewertungen einiger Miner als möglichen Katalysator für eine Branchenkonsolidierung.
Die Experten der US-Großbank JPMorgan sehen das ähnlich und ergänzen, dass Bitcoin-Miner mit günstigen Konditionen bei der Energieversorgung und großen Rechenzentren auch für KI- und Cloud-Software-Unternehmen interessant sein könnten. Als konkretes Beispiel verweisen sie auf den Deal des KI-Hyperscalers CoreWeave mit dem gerade erst aus der Insolvenz zurückgekehrten Bitcoin-Miner Core Scientific.
Kommt es tatsächlich zu Übernahmen in der Branche, dann dürfte Riot als einer der größten börsennotierten Player seine Marktposition weiter ausbauen. DER AKTIONÄR hat die Kaufempfehlung für die Aktie daher in dieser Woche bestätigt. Seither ist der Kurs bereits um mehr als sechs Prozent gestiegen, während der Abschlag auf den Einstandskurs bei der Erstempfehlung Ende April schrumpft.
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