JPMorgan-Chef Jamie Dimon hat sich früh als Bitcoin-Skeptiker zu erkennen gegeben und dabei kein Blatt vor den Mund genommen: Die Kryptowährung sei „Betrug“ und Händler seines Instituts, die damit hantieren, werde er wegen „Blödheit“ feuern, tönte er noch im Jahr 2017. Seitdem hat sich viel geändert – nicht nur beim Bitcoin selbst, sondern ganz offensichtlich auch an der Einschätzung der US-Großbank.
Anders ist kaum zu erklären, was JPMorgan-Analyst Nikolaos Panigirtzoglou in einer aktuellen Studie schreibt. Darin traut er dem Bitcoin auf lange Sicht einen Anstieg auf 146.000 Dollar zu. Zur Begründung verweist er auf die Parallelen zwischen der digitalen Leitwährung und Gold. Dem jahrtausendealten „sicheren Hafen“ stiehlt der Bitcoin nach und nach die Show, glaubt man inzwischen nicht nur bei JPMorgan.
Enormes Aufholpotenzial auf lange Sicht
Die Berechnung seines Bitcoin-Kursziels ist dabei denkbar einfach: Um gemessen am Anlagevolumen auf das Niveau zu kommen, das der private Sektor via ETFs, Barren und Münzen in Gold investiert hat, müsste sich die Marktkapitalisierung des Bitcoin von rund 575 Milliarden Dollar zum Zeitpunkt der Studie etwa um den Faktor 4,6 steigen. Ein Coin wäre dann 146.000 Dollar wert.
„Die Verdrängung von Gold als ‚alternative‘ Währung impliziert großes Aufwärtspotenzial für den Bitcoin“, so der JPMorgan-Analyst. Er gibt jedoch zu bedenken, dass sich die Konvergenz von Bitcoin und Gold nicht von heute auf morgen vollziehe – und das bullishe Kursziel daher als theoretisch und langfristig anzusehen sei. Zudem müsse vorher die Volatilität sinken.
Der Markt schäumt über – „kurzfristiger Gegenwind“
Angesichts der dynamischen Aufwärtsbewegung und der „spekulativen Manie“ der letzten Wochen sei nicht auszuschließen, dass der Bitcoin kurzfristig noch in den Bereich von 50.000 bis 100.000 Dollar durchmarschieren könnte, so Panigirtzoglou. Ein solcher Anstieg dürfte sich aber zunächst nicht als nachhaltig erweisen. Stattdessen rechnet er kurzfristig mit wachsendem Gegenwind für den Bitcoin.
DER AKTIONÄR hatte an dieser Stelle immer wieder drauf hingewiesen, allzu bullishe Kursziele für den Bitcoin mit Vorsicht zu genießen. Andererseits hat die Kryptowährung in den letzten Wochen erst wieder eindrucksvoll bewiesen, was alles möglich ist. Ausgehend vom Rekordhoch von rund 34.600 am letzten Wochenende müsste der Bitcoin bis zum JPMorgan-Kursziel weitere 320 Prozent zulegen – also etwa noch einmal so viel, wie er es in den zurückliegenden zwölf Monaten bereits getan hat. Unmöglich ist das nicht, aber ambitioniert.
Ob die Ziele dabei 90.000, 146.000 oder 316.000 Dollar lauten und wann sie erreicht werden, steht in den Sternen. Mittel-- und langfristig sieht es jedenfalls nach weiter steigende Kurse beim Bitcoin aus.
Auch kurzfristig stimmt die Richtung wieder: Nach der kurzen Konsolidierung geht die Rallye weiter und hat dem Bitcoin am Mittwochmorgen bei 36.223 Dollar ein neues Rekordhoch beschert. Eine aktuelle Einschätzung und ob Anleger jetzt noch einsteigen sollten, lesen Sie in der neuen AKTIONÄR-Ausgabe (02/2021).
Hinweis auf Interessenkonflikt:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.