Wer sich lange genug mit Kryptowährungen beschäftigt, weiß: Freud und Leid liegen dort oft sehr nahe beieinander – so auch in den letzten Stunden. Hatte der Bitcoin-Kurs am Mittwoch zunächst kräftig zulegen können, ging es am Nachmittag vom Tageshoch bei rund 13.130 Dollar postwendend wieder steil bergab. Auf 24-Stunden-Sicht beläuft sich das Minus auf über zehn Prozent. Einige Altcoins trifft es sogar noch härter.
Ausgehend vom gestrige Tageshoch hat der Bitcoin innerhalb weniger Stunden bis zu 1.750 Dollar oder 13,4 Prozent eingebüßt. Einen Teil der Verluste kann er seit dem frühen Donnerstagmorgen allerdings wieder ausgleichen und dabei zeitweise die Marke von 11.600 Dollar zurückerobern. Ein erneuter Test der Unterstützung im Bereich von 11.000 Dollar scheint damit vorerst abgewendet.
Deutlich stärker fällt der Rückschlag bei einigen Altcoins aus. Als größter Verlierer in den Top 10 nach Marketcap verliert EOS auf 24-Stunden-Sicht rund 20 Prozent, gefolgt von Bitcoin SV und Bitcoin Cash. Unter den Top-Coins kann lediglich der umstrittene Stable Coin Tether minimale Zuwächse verbuchen.
Wegen der hohen Korrelation zum Kryptomarkt gerät am Donnerstag auch die Aktie der Bitcoin Group unter Druck. Erst am Mittwoch hatte sich Oliver Flaskämper, Gründer des Handelsplatzes Bitcoin.de, jedoch mittel- und langfristig äußerst optimistisch zur weiteren Kursentwicklung geäußert (DER AKTIONÄR berichtete).
Skepsis gegenüber Facebook-Coin Libra
Angesichts der allgemein sehr hohen Volatilität brauchen Kryptowährungen nicht zwangsläufig einen konkreten Grund für derartige Kursbewegungen. Im aktuellen Fall dürften die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell zum geplanten Facebook-Coin Libra jedoch zu den Verlusten beigetragen haben.
Das Krypto-Projekt wecke bei ihm ernste Zweifel hinsichtlich Datenschutz, Verbraucherschutz, Geldwäschevorschriften und der Finanzmarktstabilität, sagte Powell in seiner Rede vor Vertretern des US-Repräsentantenhauses am Mittwoch. „Das sind Bedenken, die gründlich und öffentlich diskutiert werden müssen.“ Einige Mitglieder des Finanzausschusses im Repräsentantenhaus hatten zuvor sogar gefordert, die Entwicklung von Libra auf Eis zu legen, bis alle regulatorischen Fragen geklärt sind.
Auch wenn der Facebook-Coins selbst innerhalb der Krypto-Szene durchaus skeptisch gesehen wird – der bevorstehende Einstieg des Milliarden-Konzerns hatte durchaus Hoffnungen auf eine steigende Akzeptanz gegenüber Kryptowährungen geweckt. Das wiederum hat auch die Aufwärtsbewegung vieler Coins in den vergangenen Monaten befeuert. Alleine der Bitcoin hat seit Jahresanfang in der Spitze wieder über 250 Prozent an Wert gewonnen.
Keine Panik!
Angesichts dieser Kurssteigerung kann auch der heutige Rückschlag das aussichtsreiche Chartbild nicht nachhaltig trüben. Der seit Anfang April gültige Aufwärtstrend ist nach wie vor intakt. Entsprechend sollten Bitcoin-Investoren nun Ruhe bewahren und auf eine baldige Bodenbildung setzen. Frühere Rücksetzer wie Anfang Juni und Anfang Juli haben sich für langfristig-orientierte Bitcoin-Bullen bislang als gute Kaufchance erwiesen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin, Facebook.
Autor Nikolas Kessler hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.