Alles fing an mit GameStop und einer Mischung aus Nostalgie und Wut junger Anleger nach dem Motto: "Denen von der Wall Street zeigen wir es. Am Elend von GME darf keiner verdienen." Mittlerweile treiben die Spekulationen am Aktienmarkt immer seltsamere Blüten. Firmen, die im Konkursverfahren stecken, sind heiß begehrt.
Im Russell 3000 gibt es 726 Unternehmen, deren Gewinne nicht die Zinszahlungen abdecken. Profi-Investoren lassen von solchen Werten die Finger, da der Zustand dieser Firmen in der Regel sehr übel ist. Doch die Reddit-Zocker greifen munter zu: Die Zombie-Aktien haben seit Jahresanfang im Schnitt 30 Prozent zugelegt, während der Index lediglich 13 Prozent gewonnen hat.
Laut Bloomberg haben sich 41 der schwer angeschlagenen Firmen im Kurs sogar verdoppelt. Beispielhaft für die Zombie-Party ist die Kursexplosion von Medley Management. Die Aktie der Vermögensverwaltung, die im März Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt hat, legte vor Kurzem einfach so 185 Prozent innerhalb von drei Tagen zu.
Die Aussicht auf eine Rettung von GTT Communications trieb die Aktie um 70 Prozent nach oben. Die Zocker ließen sich auch nicht von den in solchen Fällen üblichen Warnungen vor Totalverlust abschrecken.
Auch in Deutschland wird seit einigen Tagen mit etlichen Zombie-Aktien gezockt. Air Berlin, Arcandor oder Wirecard explodierten förmlich, um dann wieder zu kollabieren.
Im Pleitefall ist der Aktionär der letzte, der etwas bekommt – wenn überhaupt. Die Rettung einer insolventen Firma findet sehr selten statt. Jedem, der zockt, sollte klar sein, dass er mit dem Feuer spielt und dass sein eingesetztes Kapital ganz schnell für immer verloren sein kann.