Pfizer und BioNTech haben vor Kurzem die Notwendigkeit einer dritten Corona-Impfdosis erklärt. Grundlage dafür seien unter anderem die jüngsten Daten des israelischen Gesundheitsministeriums. Auf dieser Basis sei es wahrscheinlich, "dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird“, hieß es. Doch das Vorgehen stößt auf Kritik. Was bedeutet dies für die Einnahmen von BioNTech und letztentlich für die Aktie?
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts per 14. Juli sind in Deutschland mittlerweile 44,6 Prozent der Menschen „vollständig geimpft“. Dies bedeutet bei den meisten Corona-Impfstoffen, wie auch bei dem von BioNTech/Pfizer, dass sie laut Hersteller nach zwei Impfungen den vollständigen Schutz gegen das Coronavirus haben. Doch der Impfschutz scheint sich abzuschwächen, auch neue Mutationen geben Anlass zur Sorge. Pfizer/BioNTech haben deswegen die Auffrischungsimpfung erneut ins Gespräch gebracht.
Die Gesundheitsbehörden winkten zuletzt aber ab. Momentan befänden sich die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und die EU-Gesundheitsbehörde (EMA) nicht in einer Position, um definitive Empfehlungen zum Gebrauch verschiedener Impfstoffe für die zweite Dosis auszusprechen. Es sei außerdem auch noch zu früh, um zu bestätigen, ob und wann eine zusätzliche Auffrischdosis für den Corona-Schutz notwendig sei.
Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA und die US-Gesundheitsbehörde CDC erklärten, dass vollständige geimpfte Amerikaner derzeit keine Auffrischungsimpfung benötigten. Man sei aber auf die Verabreichung von Auffrischungsdosen vorbereitet, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sie notwendig seien. Die US-Gesundheitsbehörden untersuchten die Frage, verließen sich dabei aber nicht ausschließlich auf Daten von Pharmafirmen.
Zudem gab es auch Kritik von der Weltgesundheitsorgansiation (WHO). Sie kritisierte den Vorstoß der Impfstoff-Hersteller scharf. In einem Bericht des US-Nachrichtensenders CNN wurde die WHO mit der Aussage zitiert, es seien nur eingeschränkte Daten dazu verfügbar, ob ein Booster einen Nutzen bringt. Vor allem aber stehen ethische Folgen in der Kritik. Denn während hierzulande bereits ein großer Teil der Bevölkerung eine zweifache Impfdosis erhalten hat, haben andere Länder gerade erst mit dem Impfen begonnen und warten dringend auf Impfstoff.
Wie dem auch sei. Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer bleibt gefragt. Über Absatzprobleme brauchen sich die beiden Unternehmen derzeit wohl keine Gedanken zu machen, zumal trotz aller Diskussion wohl mittelfristig tatsächlich weitere Dosen nötig sein werden. Im Rahmen eines sogenannten Off-Label-Einsatzes wäre die dritte Impfung bereits auch schon jetzt ohne weitere Zulassung möglich. Eine offzielle Zulassung könnte aber dennoch im Herbst erfolgen. BioNTech und Pfizer wollen hierzu entsprechende Daten bei der EMA und FDA einreichen. Derweil arbeiten beide auch an modifizierten Impfstoffen – im August soll eine klinische Studie für einen solchen starten, der speziell auf die Delta-Variante abgestimmt ist.
Die Aktie von BioNTech konsolidiert derzeit, DER AKTIONÄR sieht aber in Zukunft noch großes Potenzial. Zum einen werden wohl ziemlich sicher weitere Auffrischungsimpfungen benötigt, zum anderen ist in vielen Ländern noch großer Bedarf, um die ersten Impfungen zu forcieren. Dies verleiht BioNTech enormen finanziellen Spielraum, um die weitere Pipeline voranzutreiben. Und hier befinden sich absolute Top-Projekte. Gelingen BioNTech auch im Onkologiebereich wichtige Fortschritte, dürfte die Aktie noch deutlich höher notieren. Anleger sollten aber Geduld mitbringen. Vorübergehende Rücksetzer wären insbesondere nach der starken Performance der vergangenen Monate nicht ungewöhnlich.
(Mit Material von dpa-AFX)
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