BioNTech im Rückwärtsgang: Die Aktie des Mainzer Biotechnologieunternehmens tendiert vor Wochenschluss deutlich leichter. Seit dem Hoch Anfang August ist der Titel großen Schwankungen unterworfen. Jetzt erntet das Unternehmen harsche Kritik. Und sieht sich empfindlichen Forderungen ausgesetzt.
Flammt die Patent-Diskussion rund um den Coronaimpfstoff Comirnaty von BioNTech jetzt erneut auf? Amnesty International wirft reichen Ländern und Pharmafirmen im Zusammenhang mit der Impfstoffbeschaffung Menschenrechtsverletzungen vor. Dass reiche Länder Corona-Impfstoffe auf Lager hielten, während Millionen Menschen in ärmeren Ländern dringend auf eine Impfchance warteten, sei inakzeptabel, sagte Generalsekretärin Agnes Callamard am Freitag bei einem Briefing der Journalistenvereinigung ACANU in Genf.
Agnes Callamard kritisierte namentlich die Pharmafirmen Biontech, Pfizer, Moderna und Johnson und Johnson. Sie warf ihnen vor, aus Gier und Profitgründen die Impfstoffe extra knapp zu halten, um hohe Preise erzielen zu können. Callamard rief die Firmen auf, sie sollten auf Patente verzichten und mehr Firmen die Herstellung der Impfstoffe ermöglichen. Sie sollten zudem mindestens die Hälfte ihrer Produktion zu Herstellungskosten an ärmere Länder abgeben. Von Regierungen verlangte sie, ihre Vorräte umgehend an ärmere Länder weiterzureichen.
Haltbarkeitsdatum bald überschritten
Nach Erhebungen des Datenanalyse-Unternehmens Airfinity läuft die Haltbarkeit von mehr als 100 Millionen Corona-Impfdosen weltweit Ende des Jahres ab. Wenn sie nicht dringend umverteilt würden, werde der Impfstoff vergeudet. Mehr als 40 Prozent dieser Impfdosen seien in der EU, wie das Unternehmen Anfang der Woche berichtete.
Ein Wiederaufflammen der Forderungen nach einer Aufgabe des Patentschutzes von Impfstoffen gegen das Coronavirus käme ungelegen und könnte den Aktienkurs von BioNTech, Moderna & Co kurzzeitig belasten. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Kritik an den Pharmaunternehmen verhallt. Als Ursache für den Kursrücksetzer von BioNTech am Freitagnachmittag kann die Meldung jedoch kaum ins Feld geführt werden. Vielmehr dürften Gewinnmitnahmen nach dem rasanten Anstieg der zurückliegenden Monate in einem sich derzeit verschlechternden Marktumfeld der Grund sein.
Mit Material von dpa-AFX
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