Nachdem im März der Biotech-Riese Biogen seine Phase-3-Studien zur Entwicklung des Wirkstoffs Aducanumab zur Bekämpfung von Alzheimer einstellen musste, fiel der Kurs um rund 30 Prozent. Der Absturz hatte gezeigt, wie groß die Erwartungen der Anleger und Investoren bei der Erforschung dieses Wirkstoffes waren. Immerhin handelt es sich bei Alzheimer um einen wachsenden Multi-Milliarden-Markt. Seit dem Kursrutsch ist es ruhig um den Wert geworden. Ist die Aktie jetzt ein Schnäppchen?
Fundamental solide - dennoch Handlungsbedarf
Fundamental ist das Unternehmen solide aufgestellt. Das Umsatzwachstum betrug im letzten Jahr rund 9,6 Prozent. In Folge des Absturzes im März kündigte der Vorstand zudem ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von fünf Milliarden Dollar an. Das aktuelle KGV liegt mit 10 deutlich unter dem des großen Konkurrenten Amgen (14). Damit ist die Aktie so günstig wie lange nicht mehr.
Nichtsdestotrotz muss der Konzern handeln. Nach dem Wegfall des Hoffnungsträgers Aducanumab fehlt es an weiteren Blockbustern. Aktuell befinden sich drei Produkte in Phase 3. Zudem konnten die Umsätze des zugelassenen MS-Medikaments Tecfidera nur noch geringfügig zulegen. Positiv hervorzuheben ist das Umsatzwachstums des Medikaments Spinraza gegen Muskelschwund. Dieses konnte um 73 Prozent gesteigert werden. Damit trägt das Medikament nun schon zu rund zehn Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Quelle: Biogen Pipeline
Im Bereich der Gentherapie hatte man sich zuletzt mit der Übernahme von Nighstar Therapeutics verstärkt. Dabei handelt es sich um eine Ausgründung der britischen Universität Oxford, die auf die Entwicklung von Gentherapien für Augenerkrankungen spezialisiert ist. Allerdings hat sich auch der Schweizer Konkurrent Novartis in diesem Bereich durch den Zukauf des Gentherapie-Spezialisten Avexis besonders gut positioniert.
Um auf Wachstumskurs zu bleiben muss Biogen seine Pipeline weiter stärken. DER AKTIONÄR hatte zuletzt interessante Übernahmekandidaten präsentiert.
„Medicare for All“
Ein besonderes Augenmerk richtet sich auch auf die zukünftige Präsidentschaftswahl. Besonders die Demokraten werben zurzeit mit dem Slogan „Medicare for All“. Bei einem Sieg dürften zukünftige Preiserhöhungen in der Branche wohl schwieriger werden.
Signal abwarten
Nach dem Kursdebakel im März hat die Aktie nun offenbar einen Boden gefunden. Seit Wochen pendelt die Aktie zwischen 225 und 240 Dollar. Eine nennenswerte Gegenbewegung konnte noch nicht eingeleitet werden. Dazu fehlen einfach die entsprechenden News seitens des Unternehmens. Fundamental ist die Aktie so günstig wie schon lange nicht mehr. DER AKTIONÄR rät jedoch weiterhin an der Seitenlinie zu verharren. Ausschlaggebend für die weitere Entwicklung werden zukünftige Übernahmen sein.