Angesichts eindringlicher Mahnungen des Weltklimarats fordern Politiker und Umweltschützer ein Umdenken in der Landwirtschaft. Auch wird der Ruf nach höheren Steuern auf Fleisch lauter. Der offensichtliche Sinneswandel spielt Unternehmen wie Beyond Meat in die Karten. Doch der Haken an der Sache ist groß.
Klimawandel ist derzeit das Thema in Gesellschaft und Politik – und zwar schon seit Monaten, was bemerkenswert ist in unserer schnelllebigen Zeit.
Immer mehr Verbraucher erkennen: Wer etwas für Umwelt und Klima tun will, muss seine Ernährungsgewohnheiten ändern. Fleisch ist für immer mehr Konsumenten tabu. Die Anzahl der vegan-vegetarisch lebenden Menschen wird weltweit auf knapp eine Milliarde geschätzt.
Für Kai Niebert vom Deutschen Naturschutzring steht längst fest: „Eine Politik, die die Welt mit billigem Fleisch ernähren will, fährt das Klima vor die Wand." Der dafür notwendige Sojaanbau und die entstehende Gülle zerstörten nämlich weltweit wertvolle Böden und heizten dem Klima ein.
Beyond Meat passt perfekt zu dieser Entwicklung. Ein Unternehmen, das ausschließlich vegane Lebensmittel herstellt, die auch noch sehr gut schmecken. Ein Unternehmen, dessen Patties einen 90 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck haben als Fleischburger.
„Alles gut und schön“, sagt Marketing-Professor Scott Galloway. „Beyond Meat ist ein gutes Unternehmen, das die Welt besser machen kann. Genau wie Tesla.“ Der Haken: „Beyond Meat ist unfassbar hoch bewertet – nämlich mit dem knapp 50-fachen Jahresumsatz.“
Die Bewertung impliziert, dass der Markt alle Risiken ausblendet. Die Aktionäre erwarten zum Beispiel eine hohe Markentreue der Kunden – wahrscheinlich, weil Beyond Meat Vorreiter der Vegan-Fleisch-Welle ist. Aber ist das realistisch?
Fakt ist: Der Burggraben von Beyond Meat ist mickrig. Etliche Unternehmen haben bereits Fleischersatzprodukte auf den Markt gebracht, manche sogar in Rekordzeit, wie etwa Aldi und Lidl. Dort kosten zwei Patties nur 2,99 Euro, womit sie zwei Euro günstiger sind als die Patties von Beyond Meat.
Was passieren kann, wenn ein Produkt deutlich billiger angeboten wird, sieht man beim Bier. Der Billigproduzent Oettinger hat in den vergangenen Jahren seine Marktanteile stetig ausgebaut. Mittlerweile setzt Oettinger pro Jahr rund fünf Millionen Hektoliter Bier ab und liegt damit auf Platz 2.
Viele Bierfans ließen irgendwann die Treue zu einem Bier hinter sich. Für sie zählte vor allem, dass sie Geld sparen konnten.
Beyond Meat könnte ein ähnliches Schicksal erleiden.
Beyond Meat ist angesichts der enormen Bewertung zum Erfolg verdammt. Doch eine Preisschlacht dürfte dem noch jungen Unternehmen sehr zusetzen, zumal die Konkurrenz meistens große Konzerne mit einer enormen Finanzkraft sind. Nichtsdestotrotz kann sich DER AKTIONÄR gut vorstellen, dass der Hype um Beyond Meat noch eine Zeit weitergeht und die Aktie bei gutem Newsflow wieder Gas gibt.