Was bei der Basketball-WM geklappt hat, passiert 2023 auch an der Börse: Deutschland schlägt die USA. Der DAX liegt seit Jahresbeginn mit 12 Prozent vorn, während der Dow Jones nur auf ein Plus von vier Prozent kommt. Und das, obwohl Deutschlands Wirtschaft derzeit keinen guten Eindruck macht. Die Rede ist schon wieder vom „kranken Mann Europas“. Der IWF erwartet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 0,3 Prozent zurückgehen wird, während es bei allen anderen wichtigen Industrienationen steigen soll. Deutschland in der Rezession – und das unter einer Regierung, die bislang null mit Wirtschaftskompetenz punkten konnte.
Doch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt vor Schwarzmalerei. „Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas“, so Nagel im Handelsblatt-Interview. „Ich halte das für eine Fehldiagnose, die bei vielen allzu leicht verfängt. Wir sollten da selbstbewusster auftreten.“ Verglichen mit anderen Ländern stehe Deutschland insgesamt gut da, nicht nur bei Beschäftigung und Schuldentragfähigkeit. „Wir sollten uns ‚Made in Germany‘ nicht kleinreden lassen. Das deutsche Wirtschaftsmodell ist kein Auslaufmodell. Aber es braucht ein Update.“ Als Stichworte nannte Nagel Energiewende, Digitalisierung und die Notwendigkeit, internationale Handelsbeziehungen widerstandsfähiger zu machen.
Sollte es hier zu Verbesserungen kommen, wäre dies ein Push für die Geschäfte der Unternehmen. Positiv ist bereits seit einigen Jahren, dass sich Deutschlands größte Konzerne zunehmend international aufgestellt haben – knapp 80 Prozent ihrer Umsätze erzielen sie im Ausland.
Also noch mehr Kurspower für deutsche Blue Chips? Sehr gut möglich, wie ein Blick auf die Bewertung zeigt. Aktuell kommt der DAX auf ein 2023er-KGV von 11,5, was trotz der Rally 2023 noch deutlich unter dem 10-jährigen Durchschnitt von 14,2 liegt. Der Dow Jones wird aktuell mit einem KGV von 19,7 bewertet – der 10-Jahres-Schnitt beläuft sich auf 18. In Bezug auf seine historische Bewertung hat der DAX demnach ein Potenzial von 24 Prozent auf 19.560 Punkte.
Nimmt man den Dow Jones als Maßstab, gesteht diesem aber wegen seiner größeren Bedeutung einen Aufschlag von drei Punkten zu, ergäbe sich ein DAX-Stand von 22.900 Zählern. Dann stünde der DAX 45 Prozent höher als jetzt.
DER AKTIONÄR geht in seiner Titelstory auf Schnäppchenjagd. Zum einen empfiehlt die Redaktion drei Werte aus dem DAX, die klar das Zeug haben, den Markt zu schlagen. Zum anderen gibt es drei heiße Tipps außerhalb des Blue-Chips-Index, die ebenfalls ausgesprochen günstig zu haben sind und bemerkenswertes Kurspotenzial aufweisen.