Bald ist der Tag x: LVMH steht eigenlich kurz vor der Übernahme des amerikanischen Edel-Juweliers Tiffany. Allerdings ist der Zukauf für die Franzosen wegen der Kursverluste im Zuge des Corona-Crashs vergleichsweise teurer geworden. Dennoch sehen Analysten Vorteile.
Der Juni ist im Grunde vorbei, und LVMH wollte den Edel-Juwelier, der durch den gleichnamigen Hollywood-Klassiker mit Audrey Hepburn zur Legende wurde, planmäßig Mitte des Jahres übernehmen. Doch konkrete Aussagen gibt es derweil nicht von Seiten des Managements. Trotz Corona soll die Übernahme laut LVMH prinzipiell über die Bühne gehen.
Zwischenzeitlich gab es allerdings Berichte, wonach LVMH erwäge, von dem gut 16 Milliarden Dollar schweren Deal zurückzutreten oder ihn zumindest nachzuverhandeln. Hintergrund der Spekulationen war der Kursrutsch von Tiffany in der Corona-Krise. Der Kaufpreis für Tiffany hat sich für LVMH im Zuge der Corona-Krise relativ zum Aktienkurs verteuert - etwa 135 Dollar je Tiffany-Aktie haben die beiden Unternehmen im November vereinbart. Durch den Corona-Crash waren die Tiffany-Papiere allerdings deutlich billiger geworden, mittlerweile liegt der Preis pro Aktie bei rund 122 Dollar. Ob es die Möglichkeit für eine Nachverhandlung des Übernahmepreises gibt, dazu hat LVMH bisher keine Angaben gemacht.Als LVMH die Übernahme des Edel-Juweliers mit der berühmten Filiale an der New Yorker Fifth Avenue in New York im November 2019 angekündigt hatte, war die Welt noch eine andere: Trotz andauerndem Handelsstreit waren Luxusgüter weiterhin en vogue. Mit dem Zukauf will der französische Konzern mit Luxusmarken wie Christian Dior, Louis Vitton oder auch Fendi, seine Präsenz auch auf dem wichtigen US-Markt ausbauen.
Die Corona-Pandemie hat bei beiden Unternehmen Spuren hinterlassen. Bei Tiffany fielen die Zahlen zum ersten Quartal aber noch mal schlechter aus als von Analysten erwartet. Und auch LVMH musste Federn lassen, der Umsatz brach im ersten Quartal ein, die Dividende wurde gekappt, Investitionen gekürzt. Statt Parfum und Luxustaschen produzierte der Konzern auf einmal auch Desinfektionsmittel und Schutzmasken.Allerdings klang im April auch schon beim Management vorsichtiger Optimismus durch, die Geschäfte in China hätten sich nach der Eröffnung der Läden zu diesem Zeitpunkt schon wieder etwas erholt. Und im Mai ist es den Franzosen sogar gelungen, höhere Preis für Louis-Vitton-Artikel durchzusetzen – und das in Zeiten der Corona-Pandemie. Das zeigt die außergewöhnliche Strahlkraft von weltweit bekannten Top-Marken und damit die Stärke von LVMH .
Als „stark“ bewerten auch die meisten Analysten den Titel: Verkaufen würden sie das Papier der Franzosen derzeit auf keinen Fall. Die Experten raten entweder zum Kauf, oder dazu, das Papier zumindest zu halten. Konkret sind es sieben Kaufempfehlungen, vier Mal sind die Experten dann doch etwas zurückhaltender. Das durchschnittliche Kursziel für die Aktie liegt etwa bei rund 400 Euro.
DER AKTIONÄR ist noch optimistischer. LVMH ist sehr gut am Markt positioniert. Der Kauf von Tiffany ergibt Sinn: Der hochwertige Schmuck und die teuren Uhren des amerikanischen Edel-Juweliers ergänzen die exklusive Produktpalette von LVMH hervorragend. Die LVMH-Aktie ist als solides Basis-Investment geeignet. Sofern die Aktie oberhalb der 200-Tage-Linie bei rund 380 Euro notiert, können auch Neueinsteiger noch zugreifen. Kursziel 440 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)