Die Bechtle-Aktie ist in der jüngsten Vergangenheit gelaufen wie „geschnitten Brot“. Auch durch gute Quartalszahlen gestützt, hatte das Papier am vergangenen Dienstag mit 157,80 Euro ein neues Allzeithoch markiert – das war innerhalb von sieben Handelstagen ein Zuwachs von rund einem Viertel des Aktienwertes. Zuletzt hat der MDAX-Wert im Zuge des schwachen Gesamtmarktes etwas an Boden verloren. Geht der Aktie jetzt die Puste aus?
Unternehmenschef Thomas Olemotz drückt aktuell auf die Euphoriebremse. Er gehe nicht davon aus, dass es so gut wie im ersten Quartal weitergeht und kündigte im gleichen Atemzug schon mal ein „verhaltenes zweites Quartal“ an. In den ersten drei Monaten hätten Kunden vor allem arbeitsplatzbezogene Investitionen vorgezogen, auch um die Arbeitsfähigkeit sicherzustellen, erklärt Olemotz. Komplexere IT-Projekte hätten einen größeren Vorlauf und seien wegen der Beschränkungen eher nicht angegangen worden. Der Auftragseingang im April würde das entsprechend dokumentieren.
Zusätzlich ist offenbar China ein Problem. Rund 70 Prozent der IT-Hardware werde im Reich der Mitte gefertigt. Bis die Teile in Europa ankommen, vergehen acht Wochen, so Olemotz. Da China als erstes Land weltweit von der Corona-Pandemie und Einschränkungen betroffen war, kommen die Folgen nun bei dem IT-Dienstleister spürbar an.
Auch wenn Bechtle seine Jahresprognosen jüngst bestätigt hat, sind die Analysten – angesichts des fulminanten Anstiegs – eher zurückhaltend. 8 von 10 Auguren stufen das Papier lediglich als „Halteposition“ ein. Beim durchschnittlichen Kursziel ist man mit etwas mehr als 125 Euro tendenziell sogar „bearish“.
Auch der Aktionär bleibt bei seiner kritischen Einschätzung, die durch die jüngsten Aussagen des Firmenchefs betätigt worden sind. Zudem ist die Aktie ist gut gelaufen und auf dem aktuellen Niveau alles andere als ein Schnäppchen (2020er KGV von 36). Neuengagements drängen sich nicht mehr auf.